Michael Hesemann, Historiker und Autor
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Der Krieg der Freimaurerei
gegen die Kirche

Von Dr. h.c. Michael Hesemann
 
Dokumente, die ich unlängst im vatikanischen Geheimarchiv entdeckte, werfen ein neues Licht auf die Umwälzungen zu Ende des 1. Weltkriegs und die bislang von der Geschichtswissenschaft vernachlässigte Rolle der Freimaurerei. Am 8. November 1918 schrieb der Vorsitzende der Fuldaer Bischofskonferenz, der Kölner Erzbischof Felix Kardinal von Hartmann, an den apostolischen Nuntius in München, Erzbischof Eugenio Pacelli, den späteren Papst Pius XII.:

„Se(ine) Majestät der Kaiser läßt mir soeben mittheilen, daß nach ihm gestern zugegangenen Nachrichten der Groß-Orient beschlossen habe, zunächst alle Souveräne, in erster Linie ihn, den Kaiser, abzusetzen, dann die Kathol. Kirche zu vernichten (?), den Papst zu internieren etc. und schließlich eine Weltrepublik unter Führung des amerikanischen Großkapitals auf den Trümmern der bisherigen bürgerlichen Gesellschaft aufzurichten. Die deutschen Freimaurer seien dem Kaiser treu (was sehr zu bezweifeln ist!) und hätten ihn das wissen lassen.
Auch England wolle die bisherige bürgerliche Ordnung aufrecht erhalten. Frankreich und America aber ständen ganz unter der Herrschaft des Großorients. Der Bolschewismus solle das äußere Werkzeug sein, die gewünschten Zustände herzustellen. Bei der großen Gefahr, die außer der Monarchie auch der katholischen Kirche drohe, sei es nothwendig, daß der deutsche Episkopat hierüber informiert sei und daß auch der Papst gewarnt werde.“[1]

Dass der Kaiser dem Kardinal eine so wichtige Nachricht anvertraute, verwundert wenig. Kardinal von Hartmann, der einer alten preussischen Beamtenfamilie entstammte, war nicht nur Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenz, sondern auch ein persönlicher Freund Wilhelms II. Bei Kriegsbeginn war er eigens vom Kaiser nach Rom geschickt worden, um vor Papst Benedikt XV. den deutschen Einfall in das neutrale (und katholische) Belgien zu rechtfertigen, gegen den der belgische Kardinal Desiré-Joseph Mercier energisch protestiert hatte. Der Papst verzichtete auf eine Verurteilung des Reiches, die Deutschlands Katholiken in eine Loyalitätskrise gestürzt hätte, und entschied sich für einen Kurs der strikten Neutralität.[2]

In den Akten der Münchner Nuntiatur, heute im Geheimarchiv des Vatikans, fand ich eine Reihe von Schreiben des Kardinals, alle sauber von seinem Sekretär auf der Schreibmaschine getippt. Hier aber hatte der Kölner Erzbischof von Hand geschrieben, vielleicht wegen der großen Eile, vielleicht, um den „Mitwisserkreis“ so klein wie möglich zu halten. Beides unterstreicht, welche Wichtigkeit er dieser vertraulichen Information zubilligte.
Unterstrichen wird die Brisanz des Briefes schon dadurch, dass er nur einen Tag vor dem Ausbruch der „Novemberrevolution“ verfasst wurde. Schon in den Wochen zuvor war es im ganzen Reich zu Arbeiter- und Soldatenaufständen gekommen, die in erster Linie von den Anhängern der SPD und der USPD angezettelt worden waren. Revolution lag also im ganzen Land in der Luft, während der Kaiser sich, um den Unruhen in Berlin zu entgehen, in das Hauptquartier der Obersten Heeresleitung nach Spa (Belgien) begeben hatte. Am Abend des 8. Novembers beschlossen SPD und USPD Streiks und riefen zu Massenversammlungen auf, um den Kaiser zum Rücktritt zu zwingen. Obwohl immer mehr Soldaten sich den Aufständischen anschlossen, zögerte der Kaiser noch.[3] So verkündete der nur wenige Wochen zuvor berufene Reichskanzler Max von Baden, ohne eine Antwort aus Spa abzuwarten, auf eigene Faust: „Der Kaiser und König hat sich entschlossen, dem Throne zu entsagen.“[4] Tatsächlich war der Vater des „Bade-Max“ Freimaurer[5], er selbst durch seine Homosexualität erpressbar.[6]

Fast panikartig floh Wilhelm II., der sich schändlich verraten fühlte, daraufhin in das niederländische Doorn, wo er erst am 28. November 1918 seine Abdankungsurkunde unterzeichnete.[7] Das aufgefundene Dokument mag Aufschluss darüber geben, weshalb er so lange zögerte, auch wenn ihn gerade dieses Zögern die letzten Sympathien seiner Soldaten kostete.

Doch welche Rolle spielte der Geheimbund der Freimaurer in dieser Entwicklung? War der Kaiser wirklich vor einer Verschwörung gewarnt worden, die das Bündnis von Thron und Altar stürzen, die Europa durch den Weltkrieg eine neue Weltordnung aufzwingen wollte? Oder griff er in seiner verzweifelten Lage nach dem letzten Strohhalm, wollte er mit einer frei erfundenen Verschwörungstheorie den Papst auf seine Seite ziehen? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns mit der Geschichte und den Zielen der Freimaurerei befassen. Desweiteren werden wir fragen, welche Rolle die Freimaurerei auch heute noch spielt und ob sie ihr Ziel, die katholische Kirche zu zerstören, weiterhin auf ihre Fahnen schreibt.
 

Die erste Großloge

Am 24. Juni 1717, dem Johannestag, trafen sich Vertreter von vier Freimaurerlogen aus London und Winchester in dem Londoner Pub „The Goose and the Gridiron“ („Gans & Bratrost“) im St. Paul‘s Churchyard zur Gründung der „Ersten Großloge von England“. Dieser Zusammenschluss gilt als Geburtsstunde der modernen Freimaurerei.[8]

1721 erteilte ihr erster adliger Großmeister, John II Duke of Montagu, dem schottisch-presbyterianischen Prediger James Anderson den Auftrag, auf der Grundlage alter, gotischer Dokumente eine Konstitution zu verfassen, die sog. „alten Pflichten“. Anderson stammte aus einer alten Freimaurer-Familie. Sein Vater war ab 1688 „Meister vom Stuhl“ der Loge Aberdeen. Ab 1712 war Anderson in London Mitglied diverser Logen, u.a. „Horne Tavern“ und „Lodge of Salomo‘s Temple“. Daneben veröffentlichte er fiktive königliche Genealogien „von Adam bis in unsere Zeit“ und – offenbar war er auch Spiritist – auch „News from Elysium“, seine Dialoge mit Toten (!).[9]

Ein weiteres Gründungsmitglied und ihr dritter Großmeister war der Naturphilosoph John Theophilus Desaguliers, Geistlicher der Church of England und Mitglied der Royal Society, ein Freund Isaac Newtons und des Premierministers Walpole. Auf ihn gehen Kleiderordnung und Zeremoniell der frühen Logen zurück. Zudem war er es, der den Duke of Montagu (auch Mitglied der Royal Society), den Herzog von Lothringen und den Prince of Wales, also Mitglieder des Hochadels, für die Freimaurerei gewann.[10]
 

Die alten Pflichten (1723):

Fassen wir einige wichtige Punkte aus den „Alten Pflichten“[11] zusammen:
  • Der Freimaurer ist „nur zu der Religion verpflichtet, in der alle Menschen übereinstimmen … Stätte der Einigung … allgemeine Religion … Trennung von Rom.“
  • Nach außen hin Gesetzestreue, tatsächlich aber Schutz politischer Aufrührer.
  • Strengste Geheimhaltung aller Logeninterna
  • Angebliche Gründung der Freimaurerei 4000 v.Chr. (!)
Der Grund für diese „Frühdatierung“ der FM liegt im „Cooke-Manuskript“, einer maurerischen Legende aus der 1. Hälfte des 15. Jh.  (1410-50), die Anderson als Quelle benutzte:

„In gerader Linie von Adam abstammend, im siebenten Alter nach Adam, vor Noahs Flut, lebte ein Mann namens Lamech, der hatte zwei Frauen, Ada und Sella. Von Ada bekam er zwei Söhne, Jabal und Jubal. Der ältre Sohn Jabal erfand zuerst Geometrie und Maurerey, er baute Häuser und heisst in der Bibel Pater habitantium in tentoriis et pastorum, das ist Vater der Menschen, die in Zelten oder Wohnhäusern wohnen. Er war Kains Maurermeister und Leiter aller seiner Arbeiten, als er die Stadt Enoch baute; das war die erste Stadt, die je gebaut wurde, und die baute Kain, Adams Sohn, und gab sie seinem Sohne Enoch und gab der Stadt den Namen seines Sohnes und nannte sie Enoch, und jetzt heisst sie Ephraim. Dort wurde die Wissenschaft der Geometrie und Maurerey zuerst angewandt und als Wissenschaft und Fertigkeit ausgedacht, und so können wir sagen, dass sie Ursache und Begründung aller Fertigkeiten und Wissenschaften war. Und dieser Mann Jabal wurde auch Pater pastorum genannt.“

Vor der Sintflut hätten die Brüder ihr Wissen auf zwei Säulen geschrieben, sodass es überdauerte. Nach der Flut hätten Pythagoras die eine und Hermes die andere Säule gefunden. Nimrod, der Sohn Sems, habe 40.000 Maurer zum Turmbau zu Babel verpflichtet. Anschließend habe er 3000 Maurer zum König Assur von Sinear geschickt. „Und in dieser Weise wurde das Handwerk der Maurerey zuerst gestaltet, und er gab ihr Pflichten als einer Wissenschaft.“ Euklid sei ein Schüler Abrahams gewesen und habe von diesem die Geometrie erlernt. Beim Tempelbau in Jerusalem habe König Salomon 80.000 Maurer beschäftigt und der König Hiram von Tyrus sei sein Maurermeister gewesen. Später habe Karl der Große die Maurer nach Frankreich und König Ethelstan (927-39), der erste König Englands, sie auf die britischen Inseln geholt, wo angeblich 956 die erste Bauhütte (Lodge=Loge) in York entstand.[12]
 

Die wahre Geschichte der Freimaurerei

Abgesehen von dem legendären Charakter der Geschichte, die Pythagoras (570-510 v. Chr.)  in die Zeit nach der Sintflut und Euklid (3. Jh. v.Chr.) in die Zeit Abrahams (um 1800 v. Chr.) datiert, scheint das Cooke-Manuskript durchaus wahre Elemente zu beinhalten. Auffallend ist allerdings, dass hier die Maurerei allein als Handwerk dargestellt wird – jede darüber hinaus gehende „höhere Sinngebung“ fehlt.

Dass es Bauhütten bereits unter Karl dem Großen und Ethelstan gab, ist durchaus denkbar. Bezeugt ist der Begriff „Loge“ für eine Maurerzunft seit 1278 in einer Urkunde über den Bau der Vale Royal Abbey, eines Zisterzienserklosters, der Begriff „Free Masons“ für die freien Wanderarbeiter seit 1396 beim Bau der Kathedrale von Exeter. Steinmetzbruderschaften sind in Europa seit dem 11. Jh. bezeugt, Steinmetzordnungen seit 1459. Ihr Vorsitzender hieß damals schon „Stuhlmeister“. Seit 1600 werden in der „Mary‘s Chapel“-Loge in Edinburgh auch „non operative masons“ (auch: spekulative Maurer) aufgenommen.[13]

Offenbar waren die Maurer-Logen bis in die Zeit der Gotik hinein einzig und allein Handwerkergilden, die etwa die Bauhütten der großen Kathedralen bildeten und ihre Fertigkeiten, ihr „know-how“, eifersüchtig vor der Konkurrenz hüteten. Zu diesem Zeitpunkt deutet nichts auf eine esoterische Lehre oder politische Ambitionen hin. Diese sind erst ein Produkt der Neuzeit und scheinen die handwerklichen Interessen abgelöst zu haben. Offenbar wurden Elemente der Entstehungslegende des Steinmetzhandwerks später von der esoterischen Freimaurerei übernommen und umgedeutet.

Dass die Steinmetze der Bauhütten keineswegs häretisch waren, belegt noch das Watson-Manuskript von 1687, das sich auf ältere Quellen aus der Zeit Ethelstans beruft. Danach verpflichteten sich die Handwerker:
“…ein wahrer Mann Gottes und der Heiligen Kirche zu sein und sich keinem Irrtum und keiner Häresie hinzugeben, nach dem eigenen Verstehen und der Lehre diskreter und weiser Männer.
… Ein wahrer Untertan des Königs von England ohne Falschheit und Verrat und wenn Du von einem weißt… mögest Du den König und seinen Rat warnen, indem Du ihn seinen Beamten meldest.”[14]

Die ursprünglichen Bauhütten (Logen) waren also reine Handwerkergilden der Steinmetzzunft, rechtgläubig und königstreu. Um ihre Kunst vor Konkurrenten zu schützen, bauten sie aber ein System der Geheimhaltung auf, das auch gesellschaftlich akzeptiert wurde, weil jede Zunft und Gilde ihre Berufsgeheimnisse hatte. Doch anders als andere Handwerker zogen die Steinmetze durch die Lande, von Großprojekt zu Großprojekt. Sie hatten größere Freiheiten und auch eine höhere Bildung als andere Handwerker ihrer Zeit. Speziell bewandert waren sie in den Wissenschaften der Geometrie, Mathematik, Statik. Ihre Bauwerke waren Meilensteine der menschlichen Zivilisation und darauf waren sie stolz. Sie sahen sich in der Tradition der Pyramidenbauer und der Bauleute des Tempels von Jerusalem. Doch sie waren Praktiker, keine Esoteriker. Erst als ihre Glanzzeit längst vorüber war, wurde die noch bestehende Infrastruktur ihrer Logen schon aufgrund ihrer gesellschaftlich akzeptierten Berufs-Geheimhaltung in England und Schottland als Unterschlupf für Häretiker und politische Abenteurer ihrer Zeit missbraucht. 

Auf den Bruch mit Rom durch König Heinrich VIII. (1534) folgte ein zwei Jahrhunderte andauernder regelrechter Agentenkrieg zwischen England und dem Papsttum. So kam es, dass auch Steinmetzlogen vom elisabethanischen England zur Tarnung antipapistischer Aktivitäten benutzt wurden, speziell im Konflikt mit der katholischen schottischen Königin Maria Stuart. Fortan wurde  die Freimaurerei zum Instrument zur Errichtung des britischen Empire benutzt und seit dem Duke of Montagu vom britischen Hochadel kontrolliert. Sicher kein Zufall ist, dass die Gründung der Großloge 1717 genau 10 Jahre nach dem Zusammenschluss von England und Schottland 1707 (Act of Union) stattfand.

Die geistigen Wurzeln der Freimaurerei aber müssen wir in Deutschland suchen, wo sich im 16. Jahrhundert gleich zwei Revolutionen ereigneten: Die Reformation und die Geburt des Rosenkreuzertums.
 

„Ahnen“ der Freimaurerei: Die Rosenkreuzer

Der Fall Konstantinopels 1453 hatte zur Flucht hunderter byzantinischer Gelehrter nach Italien geführt. Die Folge war die Geburt eines neuen Zeitalters, der Renaissance. Es war die Wiederentdeckung der heidnischen Antike: ihrer Kunst, ihrer Mythologie, ihrer Philosophie – und ihrer Mysterienkulte.

Um 1460 kam durch einen ostkirchlichen Mönch der „Corpus Hermeticum“ in den Westen, ein Schriftwerk des Neuplatonismus, das dem mythischen ägyptischen Weisheitslehrer Hermes Trismegistos zugeschrieben wurde. Er fand schnell in ganz Europa Verbreitung. So verschmolzen gnostische, hermetische, neuplatonische, kabbalistische und alchemistische Ideen zu einer neuen Esoterik, die, wie die Gnosis, nur zur Tarnung einen christlichen Anstrich erhielt und die, wie schon im Altertum, als Mysterienkult mit Initiationsriten vermittelt wurde.[15]

Wies schon Luther gnostische Tendenzen auf[16], scheint es, dass lutherische Theologen aus Tübingen im 17. Jahrhundert ganz zur „ältesten Häresie“ tendierten. Jedenfalls entstanden 1614-16 drei Schriften, die zu Manifesten einer mystischen Bewegung, der sog. „Rosencreutzer“ wurden. Das Kreuz in der Rose war Luthers Wappen, Tübingen damals die Hochburg der Lutherschen Theologie. Als Autor wird der Württemberger Theologe Johann Valentin Andreae angenommen, ein Schüler des Theosophen/Gnostikers Tobias Heß, der einem Zirkel von Gleichgesinnten vorstand.    
           
Jedenfalls forderte die „Fama Fraternitatis“, die 1614 in Kassel erschien, eine „Allgemeine und Generalreformation der ganzen weiten Welt“ – eine „Reformation von Wissenschaft, Religion, Kultur und Gesellschaft“ und nahm damit die Aufklärung vorweg. Erzählt wird die Geschichte des fiktiven Gründervaters Christian Rosencreutz, der im Orient alles Wissen der Welt sammelte, um die Gründung einer Gelehrtenrepublik vorzubereiten, die Wissen anstelle des Glaubens der Kirche setzt. Hier finden sich ganz neue begriffsgeschichtliche Kategorien wie „Fortschritt“, „Fortschreiten im Erkenntnisvermögen“ und „Aufklärung“ als politische wie soziale Ziele.

In der “Confessio Fraternitatis“ (1616) wird der Papst offen angegriffen. Die „Chymische Hochzeit“ (1618) erschien in Straßburg und gibt vor, die Autobiographie des „Christian Rosencreutz“ zu sein. Dabei schildert sie seinen siebenstufigen Einweihungsweg im Stil eines alchemistischen Märchens. Am Ende wird er zum „Ritter vom goldenen Stein“ geschlagen und muss die fünf Gebote des Ordens beachten.[17] Der einflussreiche Hermetiker und Theosoph Robert Fludd verbreitete das Rosenkreuzertum in England.[18]
1641 stellte Andreaes Schüler Johann Amos Comenius die Rosenkreuzeridee in seiner programmatischen Schrift „Via Lucis“ dem englischen Parlament vor. Ein „collegium universale“ mit Sitz in England solle alle Bünde und Bruderschaften zur Weltreformation vereinigen.  Schüler von Sir Francis Bacon gründeten daraufhin die Royal Society. Aus ihr sollte die „wahre universelle philadelphische Kirche“ als Hüterin der globalen Kultur hervorgehen.[19]

Sir Francis Bacon war ein britisches Universalgenie des elisabethanischen Zeitalters. In seinem utopischen Roman „New Atlantis“ (1627) schildert er, offensichtlich von rosenkreuzerischen Ideen beeinflusst, die Insel Bensalem: eine fiktive Kolonie von Überlebenden des platonischen Kontinentes, die eine ideale Gesellschaft aufgebaut haben, in der alle Menschen gleich und auch Wissenschaft und Religion gleichberechtigt sind. Dort würden „Großzügigkeit und Erleuchtung, Würde und Pracht, Frömmigkeit und Gemeinschaftsgeist“ herrschen. Ihre zentrale Institution war das „Haus Salomons“, „ein Orden oder eine Gesellschaft“, „gewidmet dem Studium der Werke und Geschöpfe Gottes.“ Bacons Schüler gründeten, wie gesagt, dadurch inspiriert die Royal Society.[20]
Inspiriert von Bacons Ideen und den Rosenkreuzer-Schriften gründete der vor den Jesuiten nach England geflohene Protestant, Pädagoge und Alchemist Samuel Hartlib in Oxford das „Invisible College“, den Vorläufer der Royal Society und holte den Andreae-Schüler Comenius nach London. Dabei träumte er von der Errichtung eines utopischen Staates in den Kolonien der Neuen Welt.[21]

1646 gründete der Historiker, Rosenkreuzer und Alchemist Elias Ashmole gemeinsam mit dem Astrologen William Lilly nach Bacons Vision das „Haus Salomons“. Im selben Jahr trat er als einer der ersten „spekulativen Maurer“ einer Freimaurerloge in Warrington/Lancashire bei. 1660 wurde er einer der Mitbegründer der Royal Society. 1682 nahm er an einer Initiation in der Londoner Mason‘s Hall teil. Er ist das wichtigste Bindeglied zwischen dem Rosenkreuzertum und der Freimaurerei.[22]

Robert Moray, ein weiteres Gründungsmitglied und Präsident der Royal Society, war ebenfalls Alchemist und Universalgelehrter. Er war schon 1641 als vielleicht erster „spekulativer Maurer“ in die schottische Loge von Edinburgh, „Mary‘s Chapel“, aufgenommen worden. Auch später blieb es bei einer Verquickung zwischen der „Großloge“ und der Royal Society.[23]


Das Jahr 1717

In den nachfolgenden geschichtlichen Entwicklungen scheint 1717 geradezu ein Schlüsseljahr zu sein.
1677 hatte Wilhelm von Oranien-Nassau seine Cousine, Prinzessin Maria von England, die protestantische Tochter des englischen Thronanwärters Jakob II.,  geheiratet. Der sich offen zum Katholizismus bekennende Jakob II. verfolgte nach seiner Krönung 1685 eine Politik der religiösen Toleranz. Als mit der Geburt eines Sohnes aus zweiter Ehe die Fortsetzung dieser Politik auch in der nächsten Generation absehbar war, rückten die beiden eigentlich verfeindeten Parteien des englischen Parlaments zusammen: Die Tories hatten Jakobs Thronanspruch unterstützt, standen aber der anglikanischen Kirche nahe und lehnten jede Aufweichung des bestehenden Staatskirchensystems ab. Die Whigs hatten Jakobs Thronbesteigung aufgrund seiner Religionszugehörigkeit verhindern wollen und waren nicht bereit, eine Toleranzpolitik zu akzeptieren, die auch Katholiken zugutekommen würde.

In der „Glorreichen Revolution“ riefen Teile des Parlaments Jakobs Schwiegersohn Wilhelm um Hilfe. Jakob wich vor Wilhelms militärischer Übermacht zunächst ins französische Exil aus, was vom Parlament wiederum als Abdankung gewertet wurde. Nach ersten militärischen Erfolgen betrachtete sich Wilhelm jetzt als neuer legitimer König von England, Schottland und Irland. Nachdem er und seine Frau 1689 der „Bill of Right“ zugestimmt hatten, wurden sie vom Parlament als die neuen, gleichberechtigten Herrscher anerkannt. 1692 unterzeichnete Wilhelm die Befehle, die zum „Massaker von Glencoe“ an katholischen Anhängern von Jakob II. führten. Mit dem Sieg über die Katholiken wurde die presbyterianische „Kirche“ in Schottland etabliert. Nach Wilhelms Tod bestieg seine Schwägerin Anne den Thron. Nachdem das Parlament 1701 die protestantische Thronfolge festgelegt hatte, folgte auf sie 1707 Georg I. aus dem protestantischen Haus Hannover, das sich später in „Haus Windsor“ umbenannte.

1708 planten die Jakobiten mit Unterstützung des französischen Königs Louis XIV., der hoffte, England unter französische Kontrolle zu bekommen, einen Aufstand gegen die neue Dynastie. Schlechtes Wetter verhinderte aber die Landung französischer Truppen. 1715 unterstützte der italienische Kardinal Giulio Alberoni einen weiteren Jakobitenaufstand mit 27 Schiffen und 5000 Mann. Ein dritter Putschversuch wurde 1723/24 von Papst Innozenz XI., Frankreich und Spanien unterstützt und finanziert, aber von Premierminister Walpole aufgedeckt und niedergeschlagen. Noch 1745 vertrat der in Rom geborene und von Frankreich unterstützte „Bonnie Prince Charles“ die jakobitische Sache.

Dieser kurze historische Überblick hilft uns, die Freimaurerei historisch einzuordnen. Sie entstand exakt zu jenem Augenblick, als England nach der Weltherrschaft griff, zur führenden Macht der Aufklärung aufstieg und eine neue Staatsdoktrin brauchte, um sich vom katholischen „Resteuropa“ abzugrenzen und seine scheinbare Überlegenheit zu postulieren.
 

Die Ziele der ersten Großloge

Die ursprünglichen Ziele der Großloge waren also:
  • Die Schaffung eines „neuen Menschen“ nach dem rosenkreuzerischen Ideal
  • Die Gnosis der Aufklärung als Staatsdoktrin für das neue Großbritannien
  • Die Verbrüderung der protestantischen Staaten
  • Die Unterwanderung der katholischen Monarchien = Weltreformation
  • Der Sturz der katholischen Monarchen, der potentiellen Gegner Englands
= Der Kampf gegen Rom und den Papst, den „Erzfeind Englands“
Um von diesen Zielen abzulenken, gab man dem allen einen „altehrwürdigen“, biblischen Anstrich…
Durch die Gründung der ersten Großloge wurde also aus dem reinen Handwerkerbund eine antikatholische, protestantisch-gnostische, der Aufklärung verpflichtete Geheimgesellschaft, die Englands Sache bald auch international vertrat:
 

Die Gründung der ersten Logen außerhalb Englands

Deutschland: 1725 wurde der erste Deutsche in die Freimaurerei initiiert, Albrecht Wolfgang Graf zu Schaumburg-Lippe, ein Freund Desaguliers. Er brachte 1738 Friedrich den Großen, damals noch preußischer Kronprinz, zur Freimaurerei.[24] Nach seiner Initiation 739 gründete „der alte Fritz“ in Schloss Charlottenburg eine eigene Loge und wurde ihr „Meister vom Stuhl“.
1729 wurde der Gesandte von Braunschweig-Lüneburg von der Londoner Großloge beauftragt, in Deutschland Logen zu gründen. 1733 konnten 11 Deutsche in London initiiert werden. 1737 entstand in Hamburg die erste deutsche Loge „Absalom“. Weitere Logen folgten in Dresden (1739), Berlin (1740), Leipzig, Meiningen, Bayreuth, Breslau und Frankfurt (1741).
Irland: 1725 Grand Lodge of Ireland in Dublin
Spanien: 1728 in Madrid durch einen Engländer
Luxembourg: 1729 durch einen Engländer
Niederlande: 1731 in Den Haag durch John Theophilus Desaguliers im Auftrag der Londoner Großloge
Italien: 1732 in Florenz durch einen Engländer
Amerikanische Kolonien: Schon 1715 gab es in Philadelphia/Pennsylvania Logen. 1734 führte der neugewählte Großmeister Benjamin Franklin die „Alten Pflichten“ ein.
Portugal: 1735 in Lissabon durch den brit. Mathematiker George Gordon.
Frankreich: 1725 erste Loge, 1738 „Grande Lodge de France“ (Paris), 1773 „Grande Orient“ (Paris)
Österreich: 1742 in Wien als Ableger der Breslauer Loge[25]
 

Weltmacht Freimaurerei

Seitdem ist die Freimaurerei zu einer Weltmacht aufgestiegen.

Leider gibt es kaum aktuelle Zahlen zu ihrer Verbreitung. Die genauesten stammen aus dem Jahre 1931, publiziert durch Dr. Ossian Lang, Historiker der Großloge von New York.
Danach gab es 1931 weltweit 4.442.000 Freimaurer, die in 28.581 Logen organisiert waren, davon
USA (328 Mio Menschen):                          3.258.000
Großbritannien & Irland (71 Mio):            479.000
Kanada (36 Mio):                                          208.000
Australien (25 Mio):                                     204.000
Europa und Nahost:                                     200.000[26]
Nach Angaben der Vereinigten Großlogen von Deutschland gibt es 2019 in Deutschland 15.023 Freimaurer in 500 Logen.[27] Weltweit soll es derzeit rund 6-8 Millionen Brüder[28] in 50.000 Logen geben, davon 4.000.000 in den USA.[29]

Nehmen wir die Freimaurerei also etwas genauer unter die Lupe und untersuchen wir ihre
 

Riten und Symbole.

Der Versammlungsort der Freimaurer heißt „Loge“, auch „Bauhütte“ oder „Tempel“. Das Eindringen Fremder muss verhindert werden, daher muss die Loge gesichert sein. Am Eingang prüft ein „Bruder“, wer Zugang hat, man erkennt sich durch geheime Handzeichen oder Abzeichen.

Die Freimaurer nennen sich „Brüder“. Im schriftl. Verkehr erkennen sie sich an drei im Dreieck angeordneten Punkten an Anfangsbuchstaben oder in der Unterschrift. Ihre Logentätigkeit nennen sie „(Tempel-)Arbeit“, die Freimaurerei die „königliche Kunst“. Wird einer eingeweiht, „empfängt er das Licht“, stirbt er, „geht er in den ewigen Orient ein“, wird eine Trauerloge abgehalten. Der Logensaal hat keine Fenster, die Dunkelheit steht für die Unwissenheit, das Licht für Gott, den sie den „Allmächtigen Baumeister der Welten“ nennen, das Wissen, die Erleuchtung. Hier erkennt man einen gnostisch-manichäischen Dualismus, wobei bei den Gnostikern der Ewige Gott Geist und Licht und der Schöpfer des Weltalls, der „bösen“ Materie, der Teufel war.
Die wichtigsten Symbole der Freimaurer sind das Winkelmaß (Gewissen) und der Zirkel (denkende Umwelt), der „flammende Stern“, der oft als Pentagramm, seltener als Davidsstern erscheint und das „G“, das für „GNOSIS“ (Erkenntnis), Geometrie und/oder den „Grand Geometrician“ (Gott) steht. Das Auge symbolisiert „geistiges Sehen“.

Symbolische Bedeutung haben auch die beiden Säulen Jachin und Boaz, die „Grundpfeiler der Humanität“, der Teppich als „Lehrtafel“, der im Schachbrettmuster gepflasterte Boden, der für die Dualität steht und der blockartige Altar, auf dem ein „Buch des heiligen Gesetzes“ (die Bibel, der Koran, ein anderes Buch) zu liegen hat. Der Hammer wird für Klopfzeichen benutzt, steht für Macht und ist Heil- und Schutzzeichen. Die Rose ist das Symbol für die Verschwiegenheit, die 12-Knoten-Schnur steht für die Bruderkette.[30]
Das Symbol ist für den Freimaurer Werkzeug zur Weiterentwicklung und „Brücke zum Irrationalen“. „An Zeichen, Wort und Griff erkennen sich die Freimaurer“, erklärte der Freimaurer Robert Fischer.[31]
 

Rituale der Freimaurer

Der Loge steht ein „Meister vom Stuhl“ vor, dem sechs „Beamte“ assistieren; zusammen bilden sie eine „vollkommene Loge“. Er sitzt im Osten vor dem Altar. Die Freimaurer tragen einen Maurerschurz, der beim Lehrling weiß, beim Gesellen blau und beim Meister mit drei Rosetten bedeckt ist. Großmeister tragen einen mit Winkelmaß, Zirkel und flammendem Stern geschmückten Schurz. Bei den Hochgraden gibt es auch rote, grüne oder schwarze Schurze.

Wird ein „Lichtsuchender“ in eine Loge geladen, werden Erkundigungen über ihn eingeholt und dann mit weißen oder schwarzen Kugeln über seine Aufnahme abgestimmt („Ballotage“). Dann führt man den Neuling in eine dunkle Kammer, wo er mit einem Skelett konfrontiert wird. Man entblößt seinen Oberkörper und das rechte Knie, verbindet ihm die Augen, führt ihn durch einen Raum voller Hindernisse, lässt ihn an eine Tür anklopfen. Mit einem lauten Schlag wird geantwortet, dann wird er ausgefragt. In den Tempel eingelassen, konfrontiert man ihn mit Feuer und Wasser und führt ihn vor den Meister vom Stuhl. Vor ihm muss er das Gelübde ablegen, alles, was er noch zu hören und zu sehen bekommt, als Geheimnis zu wahren. Dann nimmt man ihm die Augenbinde ab und macht ihn mit den masonischen Symbolen vertraut. Damit ist er Lehrling.[32]

„Auch der Gesellengrad wird durch rituelle Reisen durch den Tempel, die Prüfungen und Versuchungen enthalten, erworben. Bei der Erwerbung des dritten Grades, der Erhebung zum Meister, wird dem Gesellen ein Totenkopf gezeigt. Er muss dreimal einen Sarg übersteigen, da der Meistergrad unter anderem auch als "Schule des Sterbens", d.h. der Erlangung geistiger Freiheit durch Vorwegnahme des Todeserlebnisses, verstanden wird. Nach dem Eid muss sich der Geselle daher "tot" auf den Teppich legen, um nach einem der Hiramslegende (über den Tempelbau Salomons) nachgebildeten Mysterienspiel zum Leben und zum Licht erweckt zu werden.“[33]

Bei den französischen Logen des Großorients geht es ähnlich zu:
„Die Vorbereiter und Brüder waren in schwarze Kutten gekleidet und gingen … mit verhülltem Gesicht zu dem Suchenden. Mit verbundenen Augen trat dieser ein, nahm er auf einem Platz gegenüber dem Orient Platz und nun begann ein langes Examen, in welchem sich der Stuhlmeister über seine politischen und religiösen Anschauungen unterrichten wollte und ihn durch unendlich viele Fragen und Querfragen in die Enge zu treiben suchte; denn außer vollständiger Unbescholtenheit verlangt man von jedem Bruder … dass er ein guter Republikaner und Freidenker sei.“[34]
 

Der Eid der Freimaurer

Der Eid der Freimaurer variiert im Wortlaut, aber nicht im Inhalt. Hören wir einige Beispiele:

„Im Falle ich aber im geringsten Maße dieses mein Gelübde brechen sollte, so will ich, dass mein Hals abgeschnitten, mein Herz, meine Zunge und meine Eingeweide herausgerissen und alles in den Abgrund des Meeres geworfen werden; dass mein Körper verbrannt und seine Asche in die Luft umhergestreut werde, damit nichts von mir und meinem Andenken unter den Menschen und freien Mitbrüdern übrig bleibe.“[35]

Art. 7 der Grundverfassung der „Großen Landesloge von Schweden“:
 „Bricht ein Bruder den Verschwiegenheitseid … so werde er schuldig und rechtsfällig, ein Urteil zu erleiden, dem er bei Leistung seines Eides sich selbst unterworfen und den unbekannten und heimlichen Vollstreckern überantwortet; unsicher vor ihren rächenden Händen in allen Orten des Erdkreises, woselbst sich rechtschaffende und echte freie und aufgenommene Brüder befinden und ihre Arbeiten führen.“[36]

Der Freimaurer Robert Fischer, Autor des masonischen „Lehrlingskatechismus“, zitiert den Freimaurer-Eid so:
 „All dies schwöre ich mit dem festen und unerschütterlichen Entschluss, es zu halten ohne Unschlüssigkeit, geheimen Vorbehalt und innere Ausflucht unter keiner geringeren Strafe als dass meine Gurgel durchschnitten, meine Zunge bis zur Wurzel ausgerissen und im Sande des Meeres zur Zeit der Ebbe … versenkt werde.“[37]

Der Freimaurer-Historiker Karl Christian Friedrich Krause führt in seinem Buch „Die ältesten Kunsturkunden der Freimaurer-Bruderschaft“ eine andere Version der Eidesformel an:
„Ich verbinde mich dazu bei der Strafe, dass man mir die Lippen mit einem glühenden Eisen abbrenne, die Hand abhaue, die Zunge ausreiße, die Gurgel abschneide und endlich meinen Körper in einer Loge der Brüder Freimaurer während der Arbeit und Aufnahme eines neuen Bruders zur Schande meiner Untreue aufhenke, ihn nachher verbrenne und die Asche in die Luft streue, damit nicht eine Spur übrig bleibe von dem Andenken meiner Verräterei.“[38]

Der Eid auf „Hals, Herz und Eingeweide“ wurde schon im 17. Jh. in den englischen Logen eingeführt.[39]
„Das Geheimnis“, so erklärte der Großmeister der italienischen Freimaurerei, Adriano Lemmi (33°), „gehört zu den allerwirksamsten Faktoren unserer Thätigkeit. Was sich in unseren maurerischen Versammlungen vorbereitet, soll, wie unter Siegel, im Herzen der Brüder verschlossen bleiben. Laßt uns nicht die Pläne unserer Schlachten ausposaunen – dadurch würden wir nur bewirken, daß unsere Feinde mehr auf der Hut wären, - sondern die Siege, auf daß diese unsere Macht und unser Ansehen steigern.“[40]
 

Die Grade der Freimaurer

In der Freimaurerei unterscheidet man zwischen der „blauen“ Johannismaurerei, die nur drei Einweihungsgrade kennt (entsprechend der alten Werkmaurerei: Lehrling, Geselle, Meister) und der „roten“ Hochgradmaurerei wie dem „Alten und Angenommenen Schottischen Ritus“ mit 33 und dem „Misraim- und Memphis-Ritus“ mit je 90 Graden.

Johanneslogen heißen sie nach dem hl. Johannes dem Täufer, dem Schutzheiligen der alten Steinmetze. Ihm zu Ehren wurde die erste Großloge auch am Johannistag (24. Juni) gegründet. Zudem war Johannes der Prophet des Neuen Bundes; auch die Freimaurerei sahen sich als Wegbereiter einer neuen Weltordnung. [41]
Die Hochgradfreimaurerei betrachtet die Johanneslogen als „Vorschule“.

So erklärte der Hochgradfreimaurer (33°) Dr. Konrad Lerich:
„Die Johannesloge ist notwendig als Vorstufe der Hochgrade. Auch ist sie gut zur Ausübung von Werken der Barmherzigkeit. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in den Hochgraden. Dort machen wir den Fortschritt, die Politik und die Weltgeschichte. Darum ungeschmälerte Aufrechterhaltung des Schottentums… Was soll uns die Johannesfreimaurerei? Nichts anderes, als uns ihren friedsamen Namen leihen, damit wir unsere Feinde überlisten.“[42] 

Der Hochgradfreimaurer Albert Pike (33°) enthüllt in seinem Hauptwerk „Morals and Dogma“:

„(…) in unserem Orden enthüllt kein Grad die volle Wahrheit; er macht lediglich den Schleier weniger undurchsichtig, der ihn vor neugierigen Blicken schützt. Für uns Inhaber der obersten Macht, und nur für uns, nimmt er ihn vollständig weg, und indem er in unsere Intelligenz, unseren Geist und unser Herz überströmt, läßt er uns erkennen, sehen und empfinden, daß: der Mensch gleichzeitig Gott, Hoherpriester und König seiner selbst ist. (…). Die Freimaurerei, vollkommene Synthese all dessen, was menschlich ist, ist somit Gott, Hoherpriester und König der Menschheit; (…).
(…) Aus diesem Grunde besitzen unsere Grade eine dreifache Unterteilung dementsprechend, daß sie aufgerufen sind, das zu bekämpfen, was unsere unerbittlichen Gegner, unsere Todfeinde, unsere schändlichen Unterdrücker, die Klerikalen, ihre Tugend, ihre Moral und ihre Autorität zu nennen wagen.
Du siehst es, Bruder, die Klerikalen, schändliche Mörder der Menschheit, setzen unserer Tugend, unserer Moral, unserer Autorität ihr Eigentum, ihre Religion und ihr Gesetz entgegen, und das sind drei Todfeinde der Freimaurerei, die du von nun an als Heerführer zu bekämpfen haben wirst. (…) Weder das Gesetz, noch das Eigentum noch die Religion dürfen sich also dem Menschen aufzwingen; und da diese ihn vernichten, indem sie ihn seiner kostbarsten Rechte berauben, handelt es sich um Mörder, an denen wir fürchterliche Rache zu nehmen geschworen haben; es sind Feinde...“[43]

Es würde den Rahmen dieser Abhandlung sprengen, die 33 Grade des A.A.S.R. („Alter und Angenommener Schottischer Ritus“) im Detail darzustellen.[44]

Darum wollen wir an dieser Stelle nur einen Grad unter die Lupe nehmen, den 30. Grad des „Ritter Kadosch“:
„Der Aufzunehmende wird in einen dunklen Gang geführt mit verbundenen Augen, am Ende desselben löst man ihm die Binde und er sieht in spärlicher Beleuchtung eine große prachtvoll gekleidete Gestalt auf einem Throne sitzend, entblößt sind Brust und Füße, in den Händen hält sie Scepter und sonstige Insignien der fürstlichen Gewalt, das Haupt deckt eine Krone, zusammengesetzt aus der päpstlichen Tiara und der Königskrone. Der frère terrible, der den Aufzunehmenden führt, erhebt hierauf mit selbigem folgendes Gespräch:
(F) „Bist Du Kadosch?“ (…) (A) „Ja ich bin es.“ (F) „Welches ist Dein Erkennungswort?“ (A) „Peter von Boulogne“ (F) Welches dein heiliges Wort?“ (A) „Jacob Molay“ (F) „Kennst Du die Verräter?“ (A) „Philipp der Schöne und Clemens der Siebente“ (sic! Tatsächlich Clemens V.) F) „Willst Du an den Verrätern uns rächen?“ (A) „Ja, ich will es.“ (F) „Wie kannst du es?“ (A) „Durch den Mord aller Fürsten und aller Priester“.
Daraufhin erhält der Adept einen Dolch, den er der Gestalt – einem ausstaffierten Hammel – ins Herz stechen muss, bis ihm das warme Blut entgegenströmt. Danach sollte er die Krone und die Tiara zertreten und dabei „gerechte Rache“ schwören. Später ließ man bei der Initiation den Hammel weg; der Adept stach nur noch auf Krone und Tiara ein.[45]

Der Marquis de Sade, der Freimaurer war, zitiert den Schwur so:
„Ich schwöre, alle Könige der Erde zu vernichten und einen ewigen Krieg gegen die katholische Kirche und den Papst zu führen, die Freiheit der Völker zu rühmen und eine universale Republik zu gründen.“[46]
 

Das Gottesbild der Freimaurer

Nachdem dieser kurze Einblick in das Internum der Freimaurerei ihre kirchenfeindliche Gesinnung wohl überdeutlich offenbart hat, ist es Zeit, nach dem Glauben beziehungsweise der Weltanschauung der Logenbrüder zu fragen. Sie ist, kurz gesagt, anthropozentrisch und deistisch. Zumindest die englisch geprägten Logen glauben zwar an ein „Höchstes Wesen“, den „Allmächtigen Baumeister aller Welten“ (ABAW), sie bestreiten aber seine Einwirkung auf die Geschichte, seine Interaktion mit den Menschen, ja jede göttliche Offenbarung und damit auch die Erlösung des Menschen durch den Opfertod Jesu Christi. Da es keine Offenbarung gibt, gibt es für sie auch keine geoffenbarte Wahrheit und keine Dogmen. Alles ist relativ (Relativismus!), der Mensch ein ständiger Sucher nach der Wahrheit, daher sind auch alle Religionen gleich, weil sie aus dieser Suche hervorgehangen sind. Jesus Christus war für sie ein Eingeweihter, ein weiser Lehrer und Freimaurer, der allenfalls die Magie beherrschte und damit die Natur manipulieren konnte, aber nicht mehr „Sohn Gottes“ als jeder andere initiierte Mensch, der sich seiner Göttlichkeit bewusst wird. In der Freimaurerei, trotz aller christlicher Mäntelchen, spielt er praktisch keine Rolle. Die Gottesmutter, die Engel und Heiligen, sie alle sind den Logenbrüdern fremd.

Wie die Mysterien des Heidentums (sowie Buddhismus und Hinduismus), so lehrt auch die Freimaurerei die Selbsterlösung des Menschen. Sinn des Lebens ist die ständige Arbeit an sich selbst, die Selbstveredelung durch Selbsterkenntnis. Dazu verhelfen die Mysterien. Der Alltagsmensch soll ersterben zu Gunsten eines neuen Menschen, dessen Höherentwicklung zu seiner „Vergöttlichung“ führt.

Der Mensch, nicht Gott, ist für die Freimaurerei der Maßstab aller Existenz – das ist ihr Anthropozentrismus, den sie „Humanismus“ nennen.

Ziel der Entwicklung ist der Aufbau einer Gesellschaft der Freien und Gleichen, die nach Erkenntnis streben und jene beherrschen, die noch „in der Finsternis verblieben sind“. Die Umsetzung dieses Ziels geschieht durch die „globale Brüderkette“ der Freimaurerei. Die Logen sind „Träger der Verheißung einer besseren, menschlicheren Welt“.  
„Zweck der Freimaurerei ist die Vervollkommnung des Einzelnen und die Leitung der Menschheit auf dem Weg zu vollkommener und harmonischer Entwicklung… Erkennen der eigenen Möglichkeiten und das Beginnen, am eigenen Stein die störenden Unebenheiten und Ecken abzuschlagen, damit sich der Baustein in den Tempelbau einfügen lässt.“[47]
„Die Freimaurerei kann … als Bewegung aufgefasst werden, die relativistisch eingestellte Menschen zur Förderung des Humanitätsideals zusammenzufassen trachtet.“[48]

Wie weit sich die Freimaurerische Ideologie auf das Welt- und Menschenbild der Aufklärung ausgewirkt hat, zeigt das Beispiel eines ihrer „Vorzeigebrüders“.
 

Lessing als Freimaurer

Gotthold Ephraim Lessing (1729-81) gilt als „Vollender der deutschen Aufklärung“. Er wurde 1771 in die Loge „Zu den drei Rosen“ in Hamburg aufgenommen und war fortan „mit Leib und Seele“ Freimaurer. Seine Erlebnisse und Erfahrung aus freimaurerischer Sicht hat Lessing in drei Werken verarbeitet: "Ernst und Falk - Gespräche für Freymaurer", "Nathan der Weise" und "Die Erziehung des Menschengeschlechts".[49]
„Nathan“ ist ein Plädoyer für den freimaurerischen Indifferentismus, getarnt als „Toleranz“. Denn die Freimaurerei ordnet das religiöse Bekenntnis ihrer Ideologie oder Religion des nackten Humanismus unter. Oder, wie es ein Logenvertreter formulierte: „Katholiken, Orthodoxe, Protestanten, Muselmanen, Hinduisten, Buddhisten, Freidenker und gläubige Denker sind bei uns nur Vornamen. Unser Familienname ist Freimaurerei.“[50]

Nathan hat sich vom orthodoxen Judentum gelöst und ist anderen Religionen gegenüber tolerant eingestellt („Jud’ und Christ und Muselmann und Parsi, alles ist Ihm eins“). Für ihn ist es wichtig, „Mensch“ zu sein. Bei ihm befinden sich angeblich Glaube und Vernunft im Einklang. Deshalb lehnt er konsequent den „vernunftwidrigen“ Wunderglauben ab. Seine humane Weltanschauung lebt er konsequent. Die „Ringparabel“ ist Nathans Antwort auf die Frage des Sultans Saladin, welche Religion die wahre sei:
Ein Mann besitzt ein wertvolles Familienerbstück, einen Ring, der die Eigenschaft hat, seinen Träger „vor Gott und den Menschen angenehm“ zu machen, wenn der Besitzer ihn „in dieser Zuversicht“ trägt. Dieser Ring wurde über viele Generationen vom Vater an jenen Sohn vererbt, den er am meisten liebte. Doch eines Tages tritt der Fall ein, dass ein Vater drei Söhne hat und keinen von ihnen bevorzugen will. Deshalb lässt er sich von einem Künstler exakte Duplikate des Ringes herstellen, vererbt jedem seiner Söhne einen der Ringe und versichert jedem, sein Ring sei der echte. Nach dem Tode des Vaters ziehen die Söhne vor Gericht, um klären zu lassen, welcher von den drei Ringen der echte sei. Der Richter aber ist außerstande, dies zu ermitteln. So erinnert er die drei Männer daran, dass der echte Ring die Eigenschaft habe, den Träger bei allen anderen Menschen beliebt zu machen; wenn aber dieser Effekt bei keinem der drei eingetreten sei, dann könne das wohl nur heißen, dass der echte Ring verloren gegangen sei.[51]

Dieser Relativismus und Indifferentismus aber steht im deutlichen Widerspruch zum Christentum.
 

Christentum und Freimaurerei: vereinbar?
  • Das Weltbild der Freimaurerei ist anthropozentrisch, das Christentum theozentrisch. Für die Freimauerei ist der Mensch Maßstab aller Dinge, für den Christen GOTT.
  • Der Christ glaubt an das Eingreifen Gottes in die Geschichte. Jesus Christus ist für ihn der fleischgewordene Logos, der eine, einzige Sohn Gottes, auferstanden von den Toten und aufgefahren in den Himmel als Ewiger Richter. Einen solchen Eingriff Gottes gibt es für den Freimaurer nicht, er hält die biblischen Zeugnisse für „Mythen“, die allenfalls symbolisch zu verstehen sind.
  • Der Christ glaubt an seine Erlösung durch Jesus Christus, nicht an eine Selbsterlösung.
  • Der Christ glaubt an eine geoffenbarte Wahrheit, die sich in den Dogmen der Kirche widerspiegelt; einen Relativismus („Alle Erkenntnis ist relativ und subjektiv, nur für einen bestimmten Standpunkt gültig“) lehnt er ab. Für den Freimaurer ist die menschliche Vernunft die alleinige Quelle und Schöpferin aller Wahrheit. Freimaurer-Großmeister Lemmi (33°): „Jede offenbarte Religion ist Aberglaube; somit ist die geoffenbarte Religion Gift für die Völker.“[52]
  • Der Christ sieht die Wahrheit vollumfänglich nur im Christentum manifestiert; andere Religionen enthalten allenfalls Funken dieser Wahrheit. Die Lehre der Freimaurer ist der Indifferentismus („alle Religionen sind gleichwertig“). Ein Wahrheitsanspruch gilt als „intolerant“.
Die Freimaurerei ist naturalistisch, sie leugnet alles Übernatürliche in Glaubens- und Sittenlehre, die Gnade Gottes und das übernatürliche Endziel unseres Daseins. Eine „natürliche Religion“ gilt als erstrebenswert, eine übernatürliche als Unglück („Aberglauben“) einer Gesellschaft. Daher fühlt sich die Freimaurerei berufen, „als die beste humanitäre Universalreligion … die bisherigen Konfessionen (zu) ersetzen.“[53]

Die Freimauerei versteht sich als „Kampfbund gegen die Intoleranz der Kirchen und Konfessionen“[54] und stellt sich dezidiert gegen den christlichen Wahrheitsbegriff. Sie strebt Indifferentismus und Relativismus unter dem Deckmantel der „Toleranz“ an und pflegt den Synkretismus antiker Mysterienreligionen. Wörtlich:
„Die religiöse Unabhängigkeit empört sich gegen die Offenbarung als eine Knechtung der Menschen im Erkennen und Wollen, gegen die Kirche als eine Tyrannin des freien Gewissen, gegen das Priestertum, welches im Namen Gottes Gehorsam gegen den Allerhöchsten verlangt… Die politische Unabhängigkeit kennt keine Obrigkeit, welche im Namen Gottes gebieten kann. Alle Autorität kommt ausschließlich von dem souveränen Menschen…“[55]

Der Christ erkennt darin die älteste Irrlehre der Menschheitsgeschichte, die Versuchung der Schlange im Garten Eden aus dem Buch Genesis:
„Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet sein wie Gott und erkennt Gut und Böse.“[56]

Um den Jesuitenpater und Freimaurer-Kenner Pater G.M. Pachtler zu zitieren:
„Weiter kann sich der Mensch von Gott und der Offenbarung nicht mehr entfernen als es in der Humanität geschieht. Von Irrlehren zu sprechen ist fast ein Kinderspiel geworden, da man nicht mehr den einen oder anderen Satz des Christentums, sondern den Glauben verwirft und den übermenschlichen, außerweltlichen und persönlichen Gott als Feind der Menschheit hinstellt. Wir stehen vor dem Satanismus, der tiefsten Verirrung, deren ein vernünftiges Geschöpf fähig ist. Der Mensch genügt sich selbst, ist sein eigener Herr, sein eigener Lehrer, sein eigener Seligmacher, sein eigenes Ziel und Ende… Das humanistische Antichristentum vergöttert den Menschen durch die Revolte gegen Gott, indem es ihn lehrt, sich selbst zum Gott zu machen und jede Autorität als menschenunwürdige Sklaverei zu verdammen. Der Abgott der Humanität ist das eigene Ich, das in höllischem Hochmut sich selbst anbetet, die göttliche Allseligkeit affenartig nachahmt, indem es mit maßloser Genußsucht alles in sich verschlingt…“[57]

Die Freimaurer selbst formulieren das so:
„Als eine Hauptbestrebung stellt der (FM-)Bund sich die Aufgabe, alle freien Menschen in eine großen Familie zu vereinigen, welche nach und nach alle auf blindem Glauben und theokratische Autorität gegründeten Sekten sowie alle abergläubischen, unduldsamen und untereinander feindlichen Religionsgebräuche zu ersetzen hat, um den wahren und einzigen Tempel der Humanität zu bauen.[58]

Tatsächlich gibt es eine Schnittmenge zwischen Freimaurerei und Satanismus. Nirgendwo kommt das besser zum Ausdruck als im „Hymnus an Satan“ des italienischen Schriftstellers Giosue Carducci (1835-1907), 1906 mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet[59], einer der bekanntesten Persönlichkeiten der italienischen Freimaurerei. Carducci wurde 1862 Mitglied der Freimaurerloge „Galvani“ und Mitbegründer der Loge „Felsinea“ in Bologna, später affiliiert in der Loge „Propaganda Massonica“.[60] 1865 verfasste er seinen „Hymnus an Satan“.[61]


Die Reaktion der Kirche

Kein Wunder also, dass die Kirche schon früh vor der Freimaurerei warnte.

Die Entstehung der ersten Großloge in einem katholischen Land - in Frankreich 1738 – führte zu einer sofortigen Reaktion des Corsini-Papstes Clemens XII., der in seiner Bulle „In eminenti Apostolatus specula“ vom 28.4.1738 die Freimaurerei der Ketzerei anklagt und Katholiken unter Androhung der Exkommunikation den Beitritt zu einer Loge untersagt. Die Entwicklung dieser Geheimbünde müsse unterbunden werden, um die katholische Welt vor den damit verbundenen Risiken oder gar ihrer Zerstörung zu bewahren. Als Gründe nannte er
  • die religiöse Toleranz der Freimaurerei, der die Aufnahme von „Menschen aller Religionen und Sekten“ erlaubte und die ihn Indifferentismus und Deismus befürchten ließen;
  • die strikte Geheimhaltung und das drakonische Schweigegelübde;
  • dass diese geheime Gesellschaft die Ruhe des Gemeinwesens störe;
  • dass die Freimaurerei der Häresie verdächtig sei und
  • „andere der Kirche bekannte, gerechte Ursachen“.[62]
Der Papst beauftragte alle Bischöfe und höheren Geistlichen durch Inquisition dieser Ketzerei ein Ende zu bereiten. Zudem forderte er strenge Strafen sowie die Verfolgung und die Unterbindung dieser Gesellschaften durch die staatlichen Mächte.

Sein Nachfolger, Benedikt XIV., einer der gelehrtesten Männer, die je auf der Kathedra Petri saßen, bestätigte „In eminenti“ 1751 in seiner Bulle „Providas romanorum pontificum“: „Weil in derartigen Gesellschaften und Zusammenschlüssen Menschen jeder Religion und Sekte zusammenkommen, kann die Reinheit der katholischen Religion große Gefahr laufen.“ Zudem sei „das Merkmal der Verderbtheit und Untugend“ erkennbar.[63]

Nach Benedikt XIV. bestätigten auch Pius VII., Leo XII., Pius VIII., Gregor XVI., Pius IX., Leo XIII., Benedikt XV., Pius XII., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. die ipso facto Exkommunikation für Freimaurer. Insgesamt gab es seit 1738 ganze zwölf Verbote der Freimaurerei durch Päpste sowie rund 200 päpstliche Interventionen gegen die Freimaurerei und andere Geheimgesellschaften.[64]

Auch das Kirchenrecht ist eindeutig. Der CIC von 1917 Can. 2335 stellte fest:
 „Die, die der Freimaurersekte oder einer anderen Vereinigung dieser Art beitreten, die gegen die Kirche oder die rechtmäßige staatliche Gewalt Böses unternimmt, ziehen sich die dem Apostolischen Stuhl vorbehaltene Tatstrafe der Exkommunikation zu.“[65]

Nach dem 2. Vatikanischen Konzil bestätigte der reformierte CIC von 1983:
„Wer einer Vereinigung beitritt, die gegen die Kirche Machenschaften betreibt, soll mit einer gerechten Strafe belegt werden; wer aber eine solche Vereinigung fördert oder leitet, soll mit dem Interdikt bestraft werden.“[66]

Als die Nicht-Nennung der Freimaurerei in dieser Neufassung des CIC als Aufhebung der Exkommunikation missverstanden wurde, verfasste der neue Präfekt der Glaubenskongregation, Joseph Kardinal Ratzinger, am 26.11.1983 die noch heute gültige „Erklärung der Glaubenskongregation zur Freimaurerei“:
„Es wurde die Frage gestellt, ob sich das Urteil der Kirche über die Freimaurerei durch die Tatsache geändert hat, dass der neue CIC sie nicht ausdrücklich erwähnt wie der frühere. Diese Kongregation ist in der Lage zu antworten, dass diesem Umstand das gleiche Kriterium der Redaktion zugrunde liegt wie für andere Vereinigungen, die gleichfalls nicht erwähnt wurden, weil sie in breitere Kategorien eingegliedert sind. Das negative Urteil der Kirche über die freimaurerischen Vereinigungen bleibt also unverändert, weil ihre Prinzipien immer als unvereinbar mit der Lehre der Kirche betrachtet wurden und deshalb der Beitritt zu ihnen verboten bleibt. Die Gläubigen, die freimaurerischen Vereinigungen angehören, befinden sich also im Stand der schweren Sünde und können nicht die heilige Kommunion empfangen… Papst Johannes Paul II. hat diese Erklärung, die in der ordentlichen Sitzung dieser Kongregation beschlossen wurde, bei der dem unterzeichneten Kardinalpräfekten gewährten Audienz bestätigt und ihre Veröffentlichung angeordnet.“[67]
 

Das politische Ziel der Freimaurer

Nehmen wir im Rahmen dieser Untersuchung auch die politischen Ziele der Logenbrüder unter die Lupe. Hören wir, was einer der ranghöchsten Freimaurer, der amerikanische General Albert Pike (33°), dazu sagte:
„In Wort und Schrift, mit Einsetzung unseres ganzen offenen und geheimen Einflusses, mit unserem Geld und, wenn nötig, auch mit unserem Schwerte, wollen wir die Sache des menschlichen Fortschritts fördern, auf die Befreiung des menschlichen Geistes und menschlichen Gewissens und auf die Verwirklichung der menschlichen Gleichberechtigung hinarbeiten.“[68]

Die ungarische Freimaurer-Zeitschrift „Kelet“ gab unverblümt zu:
„Die Freimaurerei ist nicht dazu da, die Menschheit mit milden Gaben zu betören, das überlässt sie den Wohltätigkeitsvereinen, sondern trachtet als philosophische und progressive Institution danach, die profane Gesellschaftsordnung als letzte Ursache des Unglücks zu beseitigen und dass dessen Platz die freimaurerische Staats- und Gesellschaftsordnung einnehme… die auf Gleichheit der Staatsbürger, auf Anerkennung der Menschenwürde beruhende Demokratie … Die Loge ist die Verkörperung des zukünftigen Staatssystems … die Republik der Brüder… Wir bauen das Fundament einer neuen Gesellschaftsordnung.“[69]

Oder um den deutschen Logenbruder Dr. Scheidegger zu zitieren:
„Die Freimaurerei erstrebt die Weltrepublik, es ist dies ein schönes und lobenswertes Ziel. Erst wenn die Weltrepublik hergestellt ist, ist der Friede der Völker gesichert.“[70]
Diese politischen Ambitionen führten im 18. Jahrhundert zur Gründung einer freimaurerischen Elite-Loge, die nicht weniger als die Weltrevolution vorbereitete:
 

Die Illuminaten

Am 1. Mai 1776 gründete der Freimaurer, Philosoph und Kirchenrechtler Prof. Adam Weishaupt in Ingolstadt den „Bund der Illuminaten“ als Kampfbund gegen den gerade (1773) aufgehobenen Jesuitenorden und seine ehemaligen Angehörigen. Sein Symbol war die Eule mit einem Buch in den Klauen, auf dem die Buchstaben P.M.C.V. („per me caeci vident“: „Durch mich werden die Blinden sehend“) prangten, sein Ziel der Kampf gegen die katholische Kirche und die Monarchie.[71] Stattdessen trat er für eine weltbürgerliche Gesinnung, eine sittliche Erziehung und Veredelung des Menschen, eine Herrschaft der Vernunft und Wissenschaft und das Streben nach Vollkommenheit ein. Der religiöse Mensch sollte durch den „erleuchteten“, den Illuminatus, ersetzt werden, die Religion der Vernunft Platz machen, die vermeintliche Dunkelheit dem Licht. „Der Wendepunkt der Geschichte ist gekommen, wenn der Mensch sich bewusst wird, dass der einzige Gott des Menschen der Mensch selbst ist“[72], erklärte Weishaupt 1776 und forderte unverblümt die „Abschaffung aller Religionen“, aber auch die Abschaffung des Privateigentums, der Ehe, der Familie und der Moral.
Weishaupt strebte nicht weniger als den „Novus Ordo Saeculorum“, die „Neue Weltordnung“ (eigentlich: Neue Ordnung der Zeitalter = Neues Zeitalter) an, das 1785 der Gestalter des Siegels der USA (mit dem Zusatz „Annuit coeptis“, d.h. „Er (das höchste Wesen) ist unseren Plänen gewogen“) übernahm und das seit 1935 die 1-Dollar-Note schmückt. Monarchien sollten durch Republiken, die nationalen Regierungen durch eine „einzige Weltregierung“, die Fürstenherrschaft durch eine Herrschaft der „erleuchteten“ Philosophen ersetzt werden. Ziel des Ordens sei eine „Welt ohne Fürsten, Kirchen und Despoten“.[73]

Systematisch baute Weishaupt die Illuminaten als revolutionären Geheimbund nach dem Vorbild der Jesuiten auf. Er gab seinen Mitgliedern Pseudonyme (er selbst nannte sich „Spartacus“), verpflichtete sie auf Geheimhaltung und unbedingten Gehorsam gegenüber der Ordensleitung. Intern gab es eine strenge Kontrolle, ein Überwachungssystem, eine regelrechte Gehirnwäsche – was alles durch und durch undemokratisch war. „Juden und Weibsbildern“ war der Zutritt verboten.[74]

Es gab drei Einweihungsgrade: Novize, Minerval und Erleuchteter Minerval. Darauf folgte eine „Mysterienklasse“, an deren oberster Stelle die Grade „Magus“ und „Rex“ standen. Dort lehrte er, dass Gott nur eine Vorstellung, keine Realität sei. Mit Hilfe des Freiherrn Adolf von Knigge („Philo“), ebenfalls Freimaurer, gewann er einige der Größen seiner Zeit für den Bund, der bald bis zu 2000 Mitglieder hatte, darunter Minister, Bischöfe, Fürsten und Mitglieder des Reichskammergerichts, wo bald 9 von 22 Richtern ihm angehörten. Schließlich unterstanden ihm 84 Logen in Deutschland, zählten Männer wie Goethe („Albaris“), Herder, Mozart, Pestalozzi und Graf Carl Anselm von Thurn & Taxis zu seinen Mitgliedern; Über 30 % der deutschen Freimaurer gehörten damals auch dem Illuminatenbund an.[75]

Knigge, der als „Schöpfer des modernen Freimaurerwesens“ gilt, sprach offen von einem „Scheinchristentum“ der Freimaurerei, „dass die Leute nicht erschrecken“. Jesus habe keine neue Religion begründet, sondern nur Religion und Vernunft verbinden, „Freiheit und Gleichheit“ lehren und durch Aufklärung und Moral alle Menschen „erlösen“ und vereinigen wollen.[76]

Ehemalige Mitglieder enthüllten, dass die Illuminaten vor Giftmorden nicht zurückschreckten und die Französische Revolution ausgelöst hätten als „Väter der franz. Jakobiner“. Weishaupt selbst musste aus Ingolstadt fliehen und fand erst in Regensburg, dann in Gotha Zuflucht. Mit seinem Tod 1830 ging der Orden in den Untergrund.
 

Freimaurerei und Aufklärung

Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass sämtliche Vordenker der Aufklärung und der Französischen Revolution Freimaurer waren – und ihre Kriegserklärungen an die Kirche unüberhörbar sind.
  • Der einflussreichste Philosoph der Aufklärung, Voltaire (François-Marie Arouet; 1694-1778), wurde von Friedrich II. „dem Großen“, für die Freimaurerei gewonnen und 1778 in Paris in die Intellektuellen-Loge „Les Neuf Soeurs“ (Die 9 Schwestern) aufgenommen. An dem feierlichen Akt nahmen 250 Freimaurer, darunter Benjamin Franklin und der russische Graf Stroganoff, teil.[77] Von Voltaire stammt der antiklerikale Schlachtruf „Écrasez l’infâme“ („Zermalmt die Niederträchtige“). Unter der „Niederträchtigen“ – den Begriff übernahm er von Friedrich „dem Großen“, der vom „niederträchtigen Aberglauben“ sprach- verstand er die katholische Kirche.[78] Er war dabei so fanatisch, dass er seit 1761 viele seiner Briefe mit diesem Slogan unterschrieb. Im Jahr 1768 veröffentlichte er unter dem Pseudonym Corbera das Pamphlet Epître aux Romains, das zum Widerstand gegen den Papst aufruft. Als 1773 durch Druck der Freimaurer auf die Könige von Frankreich, Spanien und Portugal der Jesuitenorden aufgehoben wurde, rief er aus: „Siehe, ein Kopf der Hydra ist gefallen!“[79] Dem Bündnis von Thron und Altar erklärte er den Krieg. Voltaire wünschte sich zwar ein kirchliches Begräbnis, doch verweigerte er auf dem Sterbebett die Kommunion und die Letzte Ölung ebenso wie den von der Kirche verlangten Widerruf seiner Schriften. Auch von seiner Verneinung der Gottessohnschaft Jesu rückte er nicht ab. Friedrich „dem Großen“ schrieb er zu den Sterbesakramenten der Kirche: „Dieser Unsinn... widert mich so sehr an...“[80] Ebenso war er Antisemit und schrieb: „Ich spreche mit Bedauern von den Juden: Diese Nation ist, in vielerlei Beziehung, die verachtenswerteste, die jemals die Erde beschmutzt hat.“[81]
  • Denis Diderot (1713-84), der Enzyklopädist der Freimaurerei und Mitglied der „9 Schwestern“ erklärte: „Die Welt wird nicht eher glücklich, bis der letzte König mit den Gedärmen des letzten Priesters erwürgt ist.“[82]
  • Charles Montesquieu (1689-1755). Mitbegründer einer der ersten Logen (1735!), verspottete Jesus als „Zauberer, der die Leute glauben machte, dass drei eins und das Brot, das man verspeise, kein Brot und Wein, den man trinke, dennoch kein Wein sei.“[83]
  • Jean-Jacques Rousseau (1712-78) leugnete die Erbsünde und warf dem Christentum vor, Menschen Pflichten aufzuerlegen, die es ihnen „unmöglich machen, zu gleicher Zeit fromm und gute Bürger zu sein.“[84] 
 
1776: Der Freimaurer-Musterstaat entsteht

Bald wurde Bacons Vision eines „neuen Atlantis“, einer Freimaurerrepublik, in den britischen Kolonien auf dem amerikanischen Kontinent verwirklicht. Nach einem inszenierten „Befreiungskrieg“ verabschiedeten 1774 ausgerechnet in der Freimaurer-Stadt Philadelphia Delegierte die „Declaration of Rights“. Rädelsführer des Aufstandes waren ausschließlich Freimaurer, darunter Großmeister Benjamin Franklin, Gründer der Mutterloge in Philadelphia, der Freimaurer Thomas Jefferson, der wie Franklin und Voltaire in Paris in die Loge der „Neun Schwestern“ aufgenommen worden war und 1776 die Unabhängigkeitserklärung verfasste sowie der Freimaurer George Washington, der das Oberkommando über die amerikanischen Truppen übernahm. Als er 1789 zum 1. Präsidenten der USA gewählt wurde, leistete er seinen Eid auf die Bibel der „St. John‘s Lodge No 1“ von New York, eine Freimaurer-Bibel also, die in der Loge als „heiligstes Gesetz“ benutzt worden war.[85]
1793 wurde die Grundsteinlegung zum Capitol der neuen Hauptstadt Washington nach Freimaurer-Ritus vollzogen. George Washington trug dabei seinen Maurerschurz. Die ganze Hauptstadt wurde nach einem Plan angelegt, der zahlreiche masonische Symbole enthielt.

Die Verfassung der USA war ganz vom maurerischen Geist durchdrungen. Von ihren 56 Unterzeichnern waren 53 nachweisbar Freimaurer. Ebenso waren 50 von 55 Mitgliedern der konstituierenden Nationalversammlung, sämtliche 13 Gouverneure, 20 von 29 Generälen und 104 von 106 Offizieren Logenbrüder. Fast alle US-Präsidenten mit Ausnahme u.a. von John F. Kennedy und Donald Trump gehörten einer Loge an.[86]
Gottfried Ephraim Lessing bemerkte in „Ernst und Falk – Gespräche für Freymaurer“, dass der US-Kongress „eine Loge ist“ und in Amerika „endlich die Freimaurer ihr Reich mit gewaffneter Hand gründen.“[87]
 

1789: Die blutige Revolution

1778, im Todesjahr Voltaires, gab es in Frankreich 629 Logen, 65 davon allein in Paris, mit ca. 50.000 Mitgliedern.  Schon 1773 hatten sie sich eine „republikanische Verfassung“ gegeben, jetzt schrieben sie „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, seit 1740 Motto der französischen Freimaurerei, auf ihre Fahnen und deklarierten die Menschenrechte. Damit legten sie den Boden für die folgenschwerste Umwälzung der jüngeren Geschichte, die antiklerikale Französische Revolution.[88]

1788 trafen in Paris die beiden Illuminaten und Freimaurer Joachim Christoph Bode und Major von der Busche in Paris ein und verbreiteten ihre Vision eines Freimaurer-Staates.[89] 1789 forderte der katholische Geistliche Abbé Emmanuel Sièyes, Mitglied der Loge der „Neun Schwestern“, in seiner berühmten Schrift „Qu‘est-ce que le tier ètat“ die Gleichberechtigung des Dritten Standes. König Louis XVI. gab seinen Forderungen nach, berief die Generalstände ein, gewährte dem 3. Stand die doppelte Anzahl Deputierter. Von 605 Abgeordneten waren 447 Logenbrüder. Sieyes nannte die Generalstände in „Nationalversammlung“ um; der Klerus stimmte dem knapp zu, der Adel verweigerte sich zunächst. Erst unter Führung von Philippe Orleans, Herzog von Chartres, der später zum Großmeister der Großloge von Frankreich wurde, schwenkten Teile des Adels um. Ein weiterer Logenbruder, der Astronom Jean Sylvain Bailly, wurde Präsident der Nationalversammlung; von ihm stammt die Aussage: „Die versammelte Nation nimmt keine Befehle entgegen.“[90]

Im Juli 1789 kam es unter Führung des Freimaurers Camille Desmoulins zum Sturm auf die Bastille. Der Freimaurer Josef La Fayette, der unter Washington in die Loge von Morristown aufgenommen worden war, übernahm das militärische Kommando von Paris. Im August 1789 erklärte die Nationalversammlung die Menschen- und Bürgerrechte. Sie führte den Freimaurer-Begriff des „Höchsten Wesens“ ein und schaffte den Katholizismus als Staatsreligion ab; alle Religionen seien gleichberechtigt. Zugleich wurde die Kirche ihrer sämtlichen Privilegien beraubt, mit Dekret vom 2.11. verstaatlichte man alle Kirchengüter. Die jetzt besitzlosen Orden galten als „überflüssig“ und so wurden 1789 die Ordensgelübde, 1790 die Ordensgeistlichkeit abgeschafft. Mit der Zivilverfassung des Klerus vom Juni 1790 wurden die Pfarrer zu vom Volk gewählten und vom Staat besoldeten Beamten gemacht, die einen Eid auf die Verfassung abzulegen hatten. Dem Papst wurde jede Rechtsgewalt über die Kirche in Frankreich entzogen. Als Pius VI. dagegen protestierte, spaltete sich die französische Kirche in Regierungstreue und eine bald verfolgte romtreue Untergrundkirche.  Nur 7 von 125 Bischöfen sowie etwa die Hälfte der Pfarrer leisteten den Eid.[91]

Der FM Bonnet, Sprecher des Großorients, schrieb 1904:
„Die Saat des Umsturzes ist schnell in diesem auserlesenen Kreis emporgeschossen. Unsere berühmten Maurerbrüder d‘Alembert, Diderot, Helveticus, d‘Holbach, Voltaire, Condorcet haben die geistige Entwicklung vollendet, die neue Zeit vorbereitet. Und als die Bastille in Trümmer ging, da hatte das Freimaurertum die hohe Ehre, der Menschheit die Rechtsverfassung zu geben, die es mit so viel Liebe ausgearbeitet hatte.“[92]
 

Der „Kult der Vernunft“

Bis 1793 wurden die Klöster aufgehoben, das Tragen von Priesterkleidung in der Öffentlichkeit und die Abhaltung von Prozessionen untersagt. Geburts-, Trauungs- und Sterberegister beschlagnahmte der Staat, die Ehescheidung wurde erlaubt. Als es kirchlichen Widerstand gab, wurden allein im September 1792 etwa 2000 Geistliche verhaftet, fast 300 ermordet; einige zehntausend gingen ins Exil. Doch den Logen ging auch das noch nicht weit genug. Jetzt entstanden die Jakobinerclubs und nutzten den Umbruch für ihre Zwecke. Ihr Namensgeber war Jacques de Molay, ihr Motiv die Rache. In ihnen predigten führende Freimaurer den Hass auf den König, die Kirche und den Adel. Ihr Motto war das 1790 entstandene „Ça ira!“ (wörtlich: „Wir schaffen das!“), ein Lied, das zum Kampf gegen Adel und Klerus aufrief:
„Die Tyrannei wird ihren Geist aushauchen,
Die Freiheit wird triumphieren,
Ah, wir schaffen das, wir schaffen das, wir schaffen das,
Es gibt weder Adelige noch Priester mehr.“[93]

Unter diesem Motto begann eine gezielte Entchristianisierung Frankreichs. Unter Führung des Freimaurers Brissot fand 1792 ein Aufstand gegen den König statt. Louis XVI. wurde festgenommen und in den Turm des Tempels von Paris verschleppt, wo er im selben Verließ auf seine Hinrichtung wartete wie der Templer-Großmeister fünf Jahrhunderte zuvor. Am 21. September, während der „Septembermorde“, wurde die Monarchie für abgeschafft erklärt und die Republik ausgerufen. Am 21.1.1793 starb der König unter der Guillotine – einer Erfindung des Logenbruders Dr. Joseph Guillotin, Mitstifter des Großorients von Frankreich und Mitglied der Loge der „Neun Schwestern“.[94]

Jetzt regte sich Widerstand königstreuer und kirchennaher Kräfte speziell in der Vendée, dem Gebiet südlich der Loiremündung. Unter dem Zeichen des Herzens Jesu und der Devise „Gott, der König“, erhoben sich zuerst die Bauern, dann auch der Adel gegen die Revolution und ihre Zwangsrekrutierungen. So bildeten sie eine „katholisch-königliche Armee“ unter Führung eines jungen Adligen. Nach ersten Siegen unterlag sie dann doch der Übermacht der Revolutionstruppen. Dann zeigte der freimaurerische Nationalkonvent sein wahres Gesicht. In einem brutalen Rachefeldzug ließ er Anfang 1794 durch die „höllischen Kolonnen“ (colonnes infernales) ganze Dörfer niederbrennen und ihre Bewohner abschlachten oder in Massen ertränken. „Die Vendée muss ein nationaler Friedhof werden“, befahl ihr Kommandant, General Turreau. Rund ein Drittel der Bevölkerung des Vendée fiel der Vergeltungsaktion zum Opfer. Französische Forscher bezeichnen die Massaker mit bis zu 117.000 Toten als den ersten Völkermord eines totalitären Regimes in der Geschichte. Anschließend wurde das Departement in „Vengé“ („Gerächt“) umbenannt.[95]

Ab dem Sommer 1793 wurden im ganzen Land Kirchen gestürmt und liturgische Gegenstände und Reliquien vernichtet, oft zuvor in Spottprozessionen durch die Städte getragen. Im Oktober verbot der Staat, jetzt unter Führung des Freimaurers Robespierre, in Paris die Abhaltung aller öffentlichen religiösen Zeremonien. Stattdessen entstand eine Ersatzreligion, der Kult der „Märtyrer der Revolution“ und der atheistisch-deistisch orientierten „Vernunft“. Am 10. November 1793 weihte die Kommune von Paris die Kathedrale Notre Dame zum ersten „Tempel der Vernunft“ um. Dort, wo früher der Tabernakel stand, war eine Art Berg aufgeschüttet worden, auf dem sich ein der Philosophie geweihter, mit Büsten der antiken Weisen geschmückter Tempel erhob. Vor ihm saß die Schauspielerin und Prostituierte Madame Maillard, die die Freiheit verkörperte, auf einem Thron. Vor der „Flamme der Vernunft“, die auf einem Altar loderte, bildeten junge Mädchen in weißen Kleidern und mit Girlanden aus Eichenlaub eine Prozession. Die Statue der Gottesmutter war durch eine „Statue der Freiheit“ ersetzt worden. "Heute", proklamierte der Konvent, "hat sich alles Volk von Paris unter die gotischen Wölbungen begeben, die so lange durch die Stimme des Irrtums geschändet waren." Die "ehemalige Hauptkirche von Paris" werde nun "der Vernunft und der Freiheit geweiht. Der Fanatismus hat sie aufgegeben, vernünftige Wesen haben sich ihrer bemächtigt.“[96]

Am 23. November verabschiedete der Nationalkonvent ein Gesetz, das alle Kirchen von Paris den Konfessionen entzog und zu „Tempeln der Vernunft“ erklärte. An jedem 10. eines Monats sollte ein „Fest der Vernunft“ gefeiert werden. Um alle Erinnerungen an die christliche Ära zu beenden, wurde ein eigener Revolutionskalender eingeführt. Den Begriff „Sonntag“ schaffte man ab, die Stadt Saint-Tropez wurde in Héraclée umbenannt. Per Dekret wurde am 7. Mai 1794 offiziell der Kult des höchsten Wesens eingesetzt. Erst nach dem Sturz Robespierres drei Monate später distanzierten sich der Nationalkonvent von ihm. Stattdessen beschloss er am 18. September die Trennung von Kirche und Staat und hob zugleich alle Unterstützungsleistungen für jedwede Geistlichkeit auf.[97] Zwischenzeitlich, am 17. Juli 1794, waren auf dem Place de la Nation in Paris auch die 16 Schwestern des Karmeliterinnenklosters von Compiègne durch die Guillotine hingerichtet worden, weil sie sich geweigert hatten, ihre Ordensgelübde zu brechen. Vor ihrer Hinrichtung erneuerten sie gemeinsam kniend ihre Profess und sangen das „Veni creator spiritus“.[98]
 

Der Angriff auf Rom

„Die geheimen Hintermänner der Französischen Revolution hatten über dem Grab Jacques de Molays geschworen, den Thron und den Altar umzustürzen. Als Louis XVI. hingerichtet wurde, hatten sie die Hälfte ihres Werkes verrichtet; und so wurde die Armee des Tempels angewiesen, all ihre Kräfte gegen den Papst zu richten.“[99]

Am 2. März 1796 erhielt General Napoleon Bonaparte vom Direktorium (der Revolutionsregierung) den Oberbefehl über die Italienarmee und marschierte mit 41.500 Mann gegen eine leicht überlegene piemontesische und österreichische Streitmacht. Nach einer Reihe von Siegen erteilte ihm das Direktorium im Februar 1797 den Befehl zum Einmarsch in den Kirchenstaat als Rachefeldzug gegen den Papst, der die Revolution verdammt und den kirchentreuen Klerikern Unterschlupf gewährt hatte.

Bonaparte besetzte den gesamten Kirchenstaat und beschlagnahmte Kunstwerke und Vermögenswerte im Wert von mehreren Millionen Franc. Nach weiteren militärischen Interventionen besetzten die Franzosen 1798 Rom und riefen die „Römische Republik“ aus. Pius VI., als „Pius der Letzte“ verspottet, wurde für abgesetzt erklärt und nach Frankreich verschleppt, wo er 1799 nach einmonatiger Haft in der Zitadelle von Valence verstarb. Frankreich verbot die Wahl eines Nachfolgers, die Kirche schien am Ende. Erst ein Jahr später konnten die Kardinäle unter dem Schutz Österreichs in Venedig zu einem Konklave zusammenkommen, wo sie Pius VII. wählten.

Der neue Papst schloss mit Napoleon ein Konkordat, das die Forderungen der Revolutionäre weitgehend anerkannte. In der Hoffnung, den Kirchenstaat zurückzubekommen, nahm er sogar an Napoleons Kaiserkrönung teil. Doch der „Empereur“ ließ nur die Orden wieder zu und den Revolutionskalender abschaffen. 1806 eskalierte der Streit und Napoleon erklärte dem Papst, dass er jetzt sein Untertan sei und gegen seine Feinde Maßnahmen ergreifen müsse. Als Pius VII. sich weigerte, wurde Rom erneut besetzt und zu französischem Territorium erklärt. Der Papst wurde verhaftet und nach Frankreich verschleppt, dort in Fontainebleau inhaftiert. Erst nach der Abdankung Napoleons 1814 konnte er nach Rom zurückkehren und erlebte, wie auf dem Wiener Kongress der Kirchenstaat wiederhergestellt wurde - sehr zum Unwillen der Freimaurer, die jetzt Österreich und dem Haus Habsburg Rache schworen und bald erneut nach Rom griffen.
 

Die italienische Nationalbewegung

Unter Napoleon waren in Italien die „Carbonari“ (Köhler) entstanden, ein Geheimbund, der für die nationale Unabhängigkeit und eine freiheitliche Staatsform kämpfte und den Freimaurern nachempfunden war. Pius VII. setzte sie mit der Freimaurerei gleich. Aus ihnen ging Giuseppe Mazzini hervor, der 1831 die Verbindung „Jungitalien“ gründete. Seine Ziele waren die Vernichtung Österreichs, die Einigung Italiens, die Beseitigung der päpstlichen Macht und die Errichtung von Republiken auf der ganzen Erde. Er propagierte ein „Drittes Rom“, das „Rom des Volkes“, das auf das „Rom der Cäsaren“ und das „Rom der Päpste“ folgen müsse.[100] Italien, so Mazzini, habe eine „religiöse Mission“: „Das Papsttum abzuschaffen, für die Welt die Unverletzlichkeit des Gewissens zu erobern und das Dogma des Fortschritts an die Stelle des Dogmas vom Sündenfalle und von der Erlösung durch die Gnade zu setzen.“ Daher rief er zum „Krieg gegen das Papsttum“, aber auch gegen seine Schutzmacht Österreich auf. Ziel all seiner Bestrebungen sei es, „dem Papsttume jegliches Leben innerhalb seiner Mauern unmöglich zu machen“ und ihm „den Krieg auf Tod und Leben zu erklären.“[101]  Als er enttarnt wurde und ins Ausland floh, gründete er dort die Bewegung „Junges Europa“, das ein demokratisches „Europa der Völker“ forderte. Jetzt wurde er in die offizielle Freimaurerei eingeweiht, schließlich sogar zum Altgroßmeister des Großorients von Italien ernannt.[102]

Bald fand Mazzini Unterstützung durch Giuseppe Garibaldi, ebenfalls Freimaurer und später Ehrengroßmeister des Großorients. Garibaldi trat zunächst den Carbonari bei, wurde dann in Montevideo in eine französische Loge aufgenommen. In Südamerika kommandierte er diverse Truppenverbände im Dienste freimaurerischer Diktatoren. 1848 kehrte er nach Italien zurück, um an der Revolution von 1848/9 teilzunehmen. In der 1849 ausgerufenen, kurzlebigen „Römischen Republik“ war er Kommandant der Revolutionsarmee.[103] Ministerpräsident war sein Logenbruder Filippo Cavour. Österreicher und Franzosen – die unter dem „Bürgerkönig“ Louis Philippe zeitweise der „Heiligen Allianz“ beitraten – befreiten aber die Ewige Stadt, Papst Pius IX., der geflohen war, konnte nach Rom zurückkehren. Garibaldi verließ das Land und lebte einige Jahre in Amerika.

Erst als Louis Philippe mithilfe der Freimaurer gestürzt und die Zweite Republik ausgerufen worden war, als Frankreich Seite an Seite mit Savoyen gegen Österreich kämpfte, kehrte er 1854 wieder nach Italien zurück. Er rief Viktor Emmanuel II. zum König von Italien aus und marschierte gegen den Kirchenstaat. Doch zwischenzeitlich war Frankreich unter Napoleon III. wieder (neben Österreich) zur zweiten Schutzmacht des Papsttums geworden. So scheiterte sein letzter Griff nach Rom 1867 unter der Übermacht seiner Gegner – und damit Garibaldis Forderung: „Das Papsttum als gefährlichste aller Sekten wird als abgeschafft erklärt“.[104]
Nur drei Jahre später, als der Krieg mit Preußen Frankreich lähmte, eroberten italienische Truppen 1870 den Kirchenstaat, marschierten in Rom ein und erklärten es zur neuen Hauptstadt Italiens. Nach wie vor waren alle großen Politiker des „Risorgimento“ Freimaurer. Ihre Politik war dezidiert antiklerikal. So sollte etwa der Religionsunterricht in den Schulen abgeschafft werden, Zivilehe und Ehescheidung eingeführt, die „Ausbreitung der Leichenverbrennung“ propagiert werden[105]. Der Papst, Pius IX., wurde zum „Gefangenen des Vatikans“.[106] Der Großorient bezog zunächst den Palazzo Borghese, später, seit 1899, den Palazzo Giustiniano, zusammen mit dem italienischen Senat (!).[107] Sein Großmeister war damals der Bankier Adriano Lemmi, der Finanzier und „Lieblingsschüler“ Mazzinis und wie er ein fanatischer Kirchenfeind. Seine Logenbrüder schwor er darauf ein, „die ganze intellektuelle und moralische Bewegung unseres Italiens zu leiten und auf den Ruinen des alten verabscheuungswürdigen Aberglaubens (der Kirche!) den strahlenden Bau der neuen Zivilisation aufzurichten.“[108] Denn, so Lemmi, „die Traditionen des (Freimaurer-)Ordens laufen sämtlich auf den einen Punkt zusammen: den Kampf gegen den Vatikan. (…) Das ist also der Feind: das Papsttum.“[109]

Lemmi wörtlich:
„Als Institution, welche Charaktere bilden … die Wissenschaft ausbreiten und ohne Ruhe und Rast den Klerikalismus bekämpfen soll, - die einzige Parteirichtung, bezüglich welcher der Haß heilig ist, - muß die Freimaurerei allen denjenigen feindlich gegenüberstehen, die … nicht eine zähe und ausgesprochene Entschlossenheit bekundeten, das Land von den Schlingen, die es noch immer an das Papsttum fesseln, zu befreien.“[110]
„Das Papsttum kann seine Macht in der Welt nur behaupten, wenn es in Rom stark ist. In Rom zu Boden getreten, muß es überhaupt zusammenstürzen. Hier ist der Fels, an dem man ansetzen muß. Hier müssen die Einreißer Hand anlegen. O ihr mächtigen Brüder, diesem Feinde giebt man keinen Pardon. Überall sind unsere maurerischen Truppen …: in den öffentlichen Verwaltungen, in den Spitälern, in den Opere pie, in den Schulen, in den profanen, antiklerikalen, philosophischen, humanitären Gesellschaften, überall sprießt die maurerische Akazie. Und wo immer ein Priester sich erhebt, steht ihm schon ein Maurer gegenüber; wo immer es gilt, einen Priester zu vertreiben, ist auch ein Maurer zur Stelle, der ihn verjagt.“[111]

Über seine Strategie enthüllte Lemmi in seinem Hausorgan, der „Rivista delle Massoneria Italiana“:
„Die Freimaurerei … muss die Macht haben und die hat sie, die öffentliche Meinung zu erzeugen und zu leiten. So fühlen sich die Händelsüchtigen, welche sich sträuben, die Wege der Freiheit zu wandeln, wie erwürgt und unfähig zu widerstehen. Die Mutigen, welche begierig sind, diese Wege bis zu Ende zu durchlaufen, werden durch die Unterstützung der Guten bestärkt und aufrechterhalten. Und es wird geschehen, dass durch die unwiderstehliche Macht unserer ausdauernden Propaganda das Land Gesetze erhält, welche von den weitherzigsten Grundsätzen des bürgerlichen Fortschrittes getragen sind. (…) Entweder sind wir die Erzeuger und Lenker der öffentlichen Meinung oder wir haben überhaupt keine ernsthafte Existenzberechtigung. (…) Damit unsere Thätigkeit erfolgreich und wirksam sei, müssen wir uns der politischen Freiheiten bedienen, die wir errungen haben, um in allen öffentlichen Verwaltungen Sitz und Stimme zu haben. Denn in diesen Faktoren und namentlich in den gesetzgebenden Körperschaften liegt die notwendige Macht, um die menschliche Entwicklung friedlich durchzuführen … Soviel daher von uns abhängt, sorgen wir dafür, dass jene Macht in die Hände unserer Brüder falle … Wir müssen sicher sein, dass die von den Logen zu öffentlichen Ämtern Beförderten ihre neue Machtstellung dazu verwenden, bei der bürgerlichen Gesetzgebung die Grundsätze und die Bestrebungen der Freimaurerei zur Geltung zu bringen. (…) Unsere Brüder müssen, in der größtmöglichen Zahl, Sitz und Stimme haben in den Schulen, in den öffentlichen Verwaltungen und in den Parlamenten.“[112]

Großmeister Lemmis Schriftführer Ulisse Bacci, Redakteur der „Rivista Massonica“, ergänzte: „Es ist unerläßlich, daß die an der Regierung befindlichen Männer entweder unsere Brüder seien oder gestürzt werden.“[113]
 

Freimaurerei und erster Weltkrieg

1889 erklärte der Großorient auf einem Freimaurer-Kongress in Paris, „der Tag müsse kommen, an dem die Monarchien und die Religionen zusammenstürzen und alle vergewaltigten Provinzen ihr Selbstbestimmungsrecht zurückerhielten.“[114]

1890 wurde in Belgrad die Loge „Verbrüderung“ gegründet. Sofort sicherten die europäischen Logen den serbischen Freimaurern die „werktätige Unterstützung aller maurerischen Brüder … in ihrem Kampfe gegen Österreich“[115] zu. 1912 wurde der erste Serbe in den 33. Grad eingeweiht und die serbische Loge zu den Freimaurer-Weltkongressen eingeladen. Im selben Gebäude wie die Loge residierte der Geheimbund „Narodna Odbrana“, der wie sein Ableger „Crna Ruka“ (Schwarze Hand) gegen Österreich-Ungarn agierte.[116]
1910 kündigten französische Zeitungen für 1913 die Ermordung des österreichischen Thronfolgers und den Zusammenbruch des Habsburgerreiches an.[117] 1912 erfuhr (lt. Graf Czernin, öst. Außenminister) der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, „dass die Freimaurer seinen Tod beschlossen hätten.“[118] Auch seine Gemahlin, Herzogin von Hohenberg, erhielt die Warnung, er sei „verurteilt“ und würde „auf dem Weg zum Thron sterben“.[119] Nachdem die Polizei in Wien ein Attentat aufdeckte, wurde der Plan auf 1914 verschoben.[120]

Als Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 Sarajevo besuchte, bereitete ein Kommando der Crna Ruka das Attentat vor. Der erste Versuch, eine Bombe zu werfen, scheiterte; erst der zweite Versuch, die Erschießung mit einer Pistole, gelang. Die Folge war eine politische Krise, die durch eine Reihe von Automatismen und Fehlkommunikationen schließlich zum Ersten Weltkrieg führte.[121]

Insgesamt 25 an dem Attentat Beteiligte wurden festgenommen und verhört. Mehrere ihrer Hintermänner, etwa Major Tankosic, Ciganovic, der Financier Dr. Kasimirovic, der Täter Cabrinovic u.a. waren Freimaurer.  Beim Verhör erklärten Cabrinovic und Princip, in der Freimaurerei „ist es erlaubt, zu töten“ und der Erzherzog sei von den Freimaurern „schon vor einem Jahr zum Tode verurteilt“ worden.[122] So war der Jurist Prof. Dr. Josef Kohler, der 1918 die Gerichtsakten veröffentlichte, überzeugt:
„Es war der Großorient, die französische Freimaurerloge, welche überall ihre Fühler ausstreckte, wo es galt, die Kirche zu vernichten, die monarchische Gesinnung zu untergraben … die auch die fluchwürdige serbische Agitation betrieb.“[123]

Am 6.9.1914 gab der Großorient Rom die Weisung, Italien müsse auf Seiten der Entente in den Krieg eintreten. Der Krieg, so in einem Rundschreiben vom 20.9.1914, „werde der FM den größten Triumph bringen: Ein Zeitalter frei von Thronen und Altären!“ Am 12.2.1915 beschloss die Freimaurerei der Entente den Kriegseintritt Italiens – der dann am 26.8.1915 erfolgte.[124] 

Was den weiteren Verlauf des Krieges betrifft, so geben darüber weitere Dokumente Aufschluss, die ich im Vatikan-Archiv entdeckte.

Sie wurden dem päpstlichen Nuntius Eugenio Pacelli und seinem Vorgänger Andreas Frühwirth von einem deutschen Reichstagsabgeordneten übermittelt. Matthias Erzberger (1875-1921), Lehrer und Journalist aus Buttenhausen in Württemberg war ein prominentes Mitglied der katholischen Zentrumspartei. Kurz nach Kriegsausbruch richtete er einen Auslandsgeheimdienst ein und versuchte, Italien neutral zu halten.[125]

Wie die Akten im Geheimarchiv zeigen, war Erzberger während des Krieges als regelrechter Agent für den Heiligen Stuhl tätig, der dem Vertreter des Papstes auch vertrauliche und geheime Dokumente übermittelte. So übersandte er am 3. August 1916 dem damaligen Nuntius Dr. Andreas Frühwirth
„zu Ihrer streng vertraulichen Kenntnisnahme eine Aufzeichnung … aus der die verschiedenen Schritte zu entnehmen sind, die die italienische und französische Freimaurerei in allerletzter Zeit eingeleitet haben, um eine ihren Interessen offenbar noch zu früh kommende Friedensaktion im Keim zu ersticken. Die Haupttendenz der bei den verschiedenen Besprechungen gefassten Beschlüsse richtet sich gegen den Heiligen Vater, gegen dessen etwaige Anteilnahme an den Friedensverhandlungen jetzt schon vorsorglich gearbeitet wird.“[126]

Dem angelegten Geheimbericht zufolge
„haben Ende Mai und neuerdings Anfang Juli 1916 Besprechungen zwischen Abgesandten der Grossoriente Paris und Rom stattgefunden, bei denen die Haltung der französischen und italienischen Freimaurerei gegenüber dem Friedensproblem erörtert wurden. Die Grundtendenz … in dem gemeinsamen Beschluss … (ist,) jede Friedensaktion, die jetzt und damit nach Ansicht der Beteiligten zu früh von irgendeiner Seite eingeleitet werden sollte, im Keime zu ersticken und ganz besonders gegen etwaige Schritte der Kurie rechtzeitig sowohl die Presse als auch die öffentliche Meinung von Italien und Frankreich mobil zu machen. Die gefassten Beschlüsse lauteten folgendermassen:
1.        Die italienische Freimaurerei müsse unverzüglich eine energische Aktion gegen den Vatican (und) gegen Benedikt XV. einleiten, wobei der Papst wegen seiner nicht unparteiischen Neutralität und unter Hinweis auf seine persönlichen Sympathien für die Zentralmächte angegriffen werden sollte.
2.        In Frankreich wie in Italien sei der Standpunkt zu vertreten, dass bei den Kabinetten der Entente auf den Ausschluss des Papstes von jeder Friedensconferenz hinzuwirken sei.
Zur Sicherung des Vollzugs dieser Abmachungen in Italien hat die französische Freimaurerei Anfang Juli dem Grossorient Rom weitgehendste materielle Unterstützung zugesagt. Auch hierbei stand der Hinweis auf die Notwendigkeit, die öffentliche Meinung gegen den Vatican und gegen eine von der kirchlichen Autorität kommende Friedensaktion mobil zu machen, im Vordergrund.“[127] 

Ein Jahr später, am 20. Juni 1917, mittlerweile war Eugenio Pacelli der neue Nuntius, staunte Erzberger, „wie sehr von der Freimaurerei für den Frieden gearbeitet wird, nachdem sie zuerst in den Krieg hetzte.“[128] In dem anliegenden Bericht heißt es, der Grossorient Paris habe im Januar 1917 beschlossen, mit Freimaurern der Mittelmächte Kontakt aufzunehmen und zusammenzuarbeiten. So fand in Genf ein Treffen statt, an dem neben Abgesandten des Grossorients die deutschen Freimaurer Fernau und Roesemeyer teilnahmen, die als „starke Eigenbrödler“[129] bezeichnet wurden, also kritisch waren. War einer von ihnen der spätere Informant Wilhelms II.?

Noch brisanter ist ein Bericht, den Erzberger am 28. März 1918 Pacelli übersandte. Darin heißt es, Ernesto Nathan (1845-1921), der Nachfolger Lemmis als Großmeisters des Grande Oriente d’Italia (von 1896 bis 1904 und von 1917 bis 1919) und Bürgermeister der Stadt Rom (1907-13), ein fanatischer Republikaner und erklärter Feind der Kirche, habe „primär den Plan gehabt… in Deutschland eine ‚antiklerikale Bewegung‘, wenn nicht hervorzurufen, so doch vorzubereiten.“

Und weiter:
„Innerhalb der Logen der Entente besteht Übereinstimmung darüber, dass es absolut unmöglich ist, den Krieg militärisch zu einem für uns siegreichen Ende zu führen, selbst wenn die amerikanischen Bedingungen erfüllt werden sollten. Es ist daher der einzig richtige Weg, den Sieg auf dem Weg einer inneren Erschütterung der habsburgischen Monarchie vorzubereiten. Gleichzeitig muss dasselbe in Deutschland verursacht werden. Da es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass die eiserne deutsche Disziplin es den ‚deutschen Bolschewikis‘ ermöglichen wird, eine Revolution herbeizuführen, so müssen andere, weniger gewalttätige Elemente des öffentlichen Lebens Deutschlands mobil gemacht werden.“[130]

Insbesondere die Friedensbemühungen Benedikts XV. waren Nathan und dem ihm unterstehenden Großorient ein Dorn im Auge. So betont der Erzberger-Bericht, dass
„man es … unter allen Umständen wünschenswert findet, sich der deutschen Logen zu versichern, um zu verhindern, dass der Papst, unter Ausnutzung der Stellung des (katholischen Reichskanzlers, des) Grafen Hertling und der Österreicher Unterwürfigkeit gegenüber dem hl. Stuhl es erreiche, die Friedensvermittlung in die Hand zu nehmen. In einem solchen Fall besteht nach der gleichen Quelle kein Zweifel daran, dass England Italien zum Verzicht auf jene Forderungen zwingen würde, ohne die die Verbündeten das Recht haben, den Artikel 15 des Londoner Vertrages als nicht mehr bestehend zu betrachten.“[131]

Worum es in diesem ominösen „Artikel 15“ ging, hatte die Welt gerade erst erfahren. 
Nach der russischen Revolution hatte die Bolschewiken-Zeitung „Istwestija“ vom 15./28. November 1917 den Text eines Geheimvertrages zwischen England, Frankreich, dem zaristischen Russland und Italien veröffentlicht, der am 26. April 1915, also einen Monat vor Italiens Kriegseintritt (23.5.1915), unterzeichnet worden war.[132] Nach Angaben des deutschen Auswärtigen Amtes (Schreiben an die Nuntiatur vom 26.6.1918) bestätigte der britische Lord Stanmore später die Authentizität des Geheimvertrages und verteidigte seinen Inhalt.[133] Danach
„wird es Italien überlassen, mit Unterstützung der Entente-Mächte die serbisch-kroatischen Gebiete Triest, Süd-Tirol, Albanien, griechische Inseln, Teile Klein-Asiens und Afrikas einzunehmen als Gegenleistung für ein Eingreifen Italiens mit den Waffen gegen Österreich-Ungarn und über die Nichtzulassung einer Einmischung des Papstes zwecks Beendigung des Krieges.“ [134]

Der besagte „Artikel 15“ sichert Italien dabei die Unterstützung durch Frankreich, England und Russland zu, wenn es „die Zulassung von Vertretern des Heiligen Stuhls bei irgend welchen diplomatischen Schritten über den Friedensschluss oder über die Regelung der mit dem gegenwärtigen Kriege zusammenhängenden Fragen“ erfolgreich verhindert.[135]

Tatsächlich wurde der Heilige Stuhl nach Kriegsende von allen Friedenskonferenzen ausgeschlossen.
Der Versuch Benedikts XV., den Heiligen Stuhl als Friedensmacht zu definieren, wurde dadurch praktisch zunichte gemacht – genau wie es die Freimaurer gefordert hatten. Der Vatikan war isoliert und zur politischen Bedeutungslosigkeit verdammt. Trotzdem gelang es der Freimaurerei nicht, die Kirche in den nächsten hundert Jahren zu zerstören – weder durch den Kommunismus, wie der Hartmann-Brief andeutet, noch durch Faschismus und Nationalsozialismus, die aus den Wirren der Jahre nach dem Ersten Weltkrieg hervorgingen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war zwar ganz Westeuropa Teil der amerikanischen Einflusssphäre, während Osteuropa im Sozialismus masonische „Werte“ lebte, doch die Kirche überdauerte die Wirren der Zeit. Zumindest deutet einiges darauf hin, dass die Logenbrüder fortan die Strategie wechselten und versuchten, einerseits die Kirche zu infiltrieren und andererseits die Menschen von den christlichen Werten zu entfremden.
 

Die „Alta Vendita“

Dass beides keine „weitere“ Verschwörungstheorie ist, sondern ein schon im 19. Jahrhundert festgelegter masonischer Plan, dokumentieren die Dokumente der „Alta Vendita“, der höchsten Loge („Vendita“) der italienischen „Carbonari“ aus der Zeit von 1819 bis 1846, die Papst Gregor XVI. zugespielt wurden. Sie wurden auf Verlangen Gregors XVI. und später Pius' IX. von Cretineau-Joly in seinem Werk „Die römische Kirche und die Revolution“ veröffentlicht. Bischof Dr. Rudolf Graber (Regensburg) zitiert sie 1973 in seinem Buch „Athanasius und die Kirche unserer Zeit“. In diesen Dokumenten heißt es:

„Schmeichelt allen Leidenschaften, den schlechtesten ebenso wie den hochherzigsten.“[136] (1819)
„Wir dürfen das Laster nicht individualisieren; damit es ansteigt zu den Proportionen des Patriotismus und des Hasses gegen die Kirche müssen wir es verallgemeinern. Der Katholizismus hat nicht mehr Furcht vor einem spitzen Dolch als die Monarchie, aber diese beiden Grundfesten der sozialen Ordnung können unter der Korruption zusammenbrechen; wir jedenfalls lassen uns niemals korrumpieren. Machen wir also keine Märtyrer, aber popularisieren wir das Laster in den Massen. Was nur immer sie mit den fünf Sinnen erstreben, das soll seine Befriedigung finden…
Schaffe Herzen voll Laster und ihr werdet keine Katholiken mehr haben.
Das ist die Korruption, die wir unternommen haben, die Korruption des Volkes durch den Klerus, die des Klerus durch uns, die Korruption, die uns dazu führt, der Kirche das Grab zu schaufeln.“[137] (9.8.1839)
 

„Ein Papst nach unseren Bedürfnissen“

Ein weiteres Dokument der „Alta Vendita“ beschäftigt sich mit der geplanten Infiltration der Kirche:
Unser letztes Ziel ist jenes von Voltaire und der Französischen Revolution: Die vollkommene Vernichtung des Katholizismus und selbst der christlichen Idee... Der Papst, welcher es auch sei, wird nie zu den Geheimgesellschaften kommen; es ist Sache der Geheimgesellschaften, den ersten Schritt auf die Kirche hin zu tun mit dem Ziel, sie beide zu besiegen.

Die Arbeit, an die wir uns machen wollen, ist nicht das Werk eines Tages, noch eines Monats, noch eines Jahres; sie kann mehrere Jahre dauern, vielleicht ein Jahrhundert; aber in unseren Reihen fällt der Soldat und der Kampf geht weiter. Wir haben nicht vor, die Päpste für unsere Sache zu gewinnen, sie zu Neueingeweihten unserer Prinzipien, zu Verbreitern unserer Ideen zu machen. Das wäre ein lächerlicher Traum … Was wir verlangen, was wir suchen und erwarten müssen, wie die Juden den Messias erwarten, ist ein Papst nach unseren Bedürfnissen... Nun aber handelt es sich, wenn wir uns einen Papst in den erforderlichen Proportionen sichern wollen, zunächst darum, ihm, diesem Papst, eine Generation heranzubilden, die der Herrschaft, die wir erträumen, würdig ist. Laßt das Alter und die reifen Jahre beiseite, haltet euch an die Jugend und, wenn es möglich ist, sogar an das Kindesalter (...). Ist einmal euer guter Ruf in den Kollegien, Gymnasien, Universitäten und Seminaren fest begründet, habt ihr einmal das Vertrauen der Professoren und Jünglinge gewonnen, so sorget dafür, daß besonders die Kandidaten des geistlichen Standes euren Umgang suchen...

Dieser Ruf wird unseren Doktrinen Zugang mitten hinein in den jungen Klerus und in die Tiefen der Klöster verschaffen. In ein paar Jahren wird durch die Gewalt der Tatsachen dieser junge Klerus alle Posten überschwemmt haben; er wird regieren, verwalten, richten, er wird den Rat des Souveräns bilden, er wird berufen werden, den Papst zu wählen, der herrschen soll, und dieser Papst wird wie der größte Teil seiner Zeitgenossen notwendigerweise mehr oder weniger von den italienischen und humanitären Prinzipien durchdrungen sein, die wir jetzt in Umlauf zu setzen beginnen. … Sorgt, daß der Klerus unter eurer Fahne marschiert und dabei immer noch glaubt, er marschiere unter dem Banner der Apostolischen Schlüssel. Ihr wollt die letzte Spur der Tyrannen und Unterdrücker verschwinden lassen? Spannt eure Netze aus wie Simon Bar Jona, spannt sie aus auf dem Boden der Sakristeien, der Seminare und der Klöster statt auf dem Meeresgrund, und wenn ihr nichts überstürzt, versprechen wir euch einen wunderbareren Fischfang als der seine war. … Ihr werdet eine Revolution in Tiara und Chorrock in eurem Netz haben, die mit dem Kreuz und der Kirchenfahne marschiert, eine Revolution, die nur ein klein wenig angestachelt zu werden braucht, um die Welt an ihren vier Ecken in Brand zu setzen.“[138]

„Nicht mehr die Vernichtung der Kirche ist das Ziel, sondern man sucht sie zu benützen, indem man in sie eindringt.[139]

Was die Freimaurerei auch heute noch will, erklärte sie 1952 auf einem Konvent des Großorients von Frankreich:
„Der Konvent des Großorients von Frankreich stellt fest, dass die menschliche Freiheit durch die klerikalen Umtriebe des Vatikan … bedroht ist. Er beschließt, der Kirche die Stirn zu bieten: 1. Mit allen Mitteln das verborgene Spiel der Staatssekretarie des Vatikans zu enthüllen, deren Ziel es ist, der ganzen Menschheit die entehrende Vormundschaft der politischen, wirtschaftlichen und religiösen Diktatur aufzuerlegen; 2. alle FM des Großorient von Frankreich aufzufordern, dass sie zu jeder Stunde und an jedem Orte am Zusammenschluss der Laien arbeiten und von jenen, die wichtige Stellungen innehaben, zu verlangen, dass sie das Ideal der Laieninstitutionen mit demselben Eifer verteidigen; 3. in dem unversöhnlichen Kampf gegen den römischen Klerikalismus alle Bündnisse zu schließen, die mit dem freimaurerischen Ideal vereinbar sind.“[140]
 

Fassen wir also die Ziele der Freimaurerei zusammen:
  • Schaffung einer „bunten“ Menschheitsfamilie durch Aufweichung aller konfessionellen, religiösen und nationalen Grenzen.
  • Aufhebung aller Nationalstaaten, Errichtung einer Weltrepublik unter Führung „erleuchteter“ Freimaurer.
  • Unterordnung aller Religionen unter den „Humanismus“ der Freimaurei. „Eine universelle Religion auf der Grundlage der Liebe zur Menschheit.“[141]
  • Materialistisches Weltbild, Leugnung des Transzendenten und Übernatürlichen; Arbeit an einem weltlichen Paradies statt für das himmlische, Selbsterlösung des Menschen durch Gnosis.
  • „Entchristlichung mit allen Mitteln, vorzüglich durch Vernichtung des Katholizismus.“[142] Zerstörung der Kirche durch Infiltration und Indoktrination: Kampf gegen den Religionsunterricht und die konfessionelle Schule, Einfluss auf die Ausbildung des Priesternachwuches, Förderung des Laizismus und der Laienkirche, Entsakralisierung und Entklerikalisierung der Kirche.
  • Entfremdung der Menschen von der Kirche durch Skandalisierung und Propagierung des Hedonismus.
  • „Feindliche Übernahme“ der Kirche und Integration in die „Neue Weltordnung“.
 
Was wir Katholiken tun können…
  • Der Infiltration entgegenwirken
Am 18. Mai 2007 wurde der ehemals katholische Theologe Hans Küng in Köln mit dem „Kulturpreis der deutschen Freimaurer“ ausgezeichnet. Anlaß war seine synkretistische „Stiftung Weltethos“. In seiner Dankesansprache enthüllte Küng und sprach dabei offenbar als Insider:
 „Mit vielen anderen in allen christlichen Kirchen teile ich die Überzeugung, daß ein Christ Freimaurer sein kann und ein Freimaurer Christ. Besonders in den USA, in Italien und Österreich sind die Zugehörigkeit zu Kirche und Freimaurertum alltägliche Praxis. Hier und da gehören auch herausragende Vertreter der römisch-katholischen Kirche dem Bund an.“[143]
 
  • Verteidigung christlicher Werte und Positionen
JA zur Bekenntnisschule, JA zum Religionsunterricht, JA zum Leben, JA zu heiligen Priestern. NEIN zu religiösem Indifferentismus. NEIN zu einer materialistischen Theologie. NEIN zur Zivilehe. NEIN zur Laisierung der Kirche. NEIN zu Abtreibung und Gender-Ideologie. NEIN zur Zersetzung der Familie. NEIN zur Diktatur des Relativismus.
 
  • Vorsicht vor den Medien
Ein gewiss nicht unumstrittener Kenner der Freimaurerei und Schüler Bischof Grabers, der katholische Priester und suspendierte Religionslehrer Manfred Adler, stellte freilich zurecht fest:
„Der Einfluss der elitären Freimaurerei ist deshalb so stark, weil viele Schlüsselpositionen im Bereich der Hochfinanz, der Presse und des Nachrichtenwesens in den meisten westlichen Ländern von Mitgliedern der Logen besetzt sind. Dadurch wird besonders die öffentliche oder veröffentlichte Meinung entsprechend von den Ideen der liberalen Kulturkämpfer geprägt und überall eine für die autonome Geisteswelt der Freimaurerei charakteristische Atmosphäre geschaffen. Wenn der Freimaurer und Pressekonzern-Chef Axel Springer einen Großteil der deutschen Presse kontrolliert und der Stuhlmeister der ältesten Hamburger Loge gleichzeitig Chef vom Dienst in der Zentrale einer großen deutschen Presseagentur ist, dann versteht man, wie die in den Nachrichtenagenturen gefilterten und durch die Massenmedien in die Bevölkerung geschleusten Informationen und Nachrichten die Öffentlichkeit entscheidend im Geiste der Freimaurerideologie beeinflussen, manipulieren und programmieren können.“[144]
 
  • Rosenkranz und Eucharistie
1862, als die Freimaurerei zum Großangriff auf Rom und das Papsttum blies, hatte einer der größten Heiligen des 19. Jahrhunderts, der Turiner Priester und Ordensgründer Giovanni Don Bosco, eine Vision. Er sah das Schiff der Kirche auf rauer See, von allen Seiten angegriffen und doch fest verbunden mit zwei Säulen.
„Die feindlichen Schiffe bedeuten die Verfolgungen. Äußerst schwere Zeiten stehen der Kirche vor. Was bis jetzt geschah, ist fast nichts im Vergleich zu dem, was kommen wird. Die Feinde der Kirche werden versinnbildet durch die Schiffe, die das Hauptschiff versenken wollten. Nur zwei Mittel bleiben, um sich in dieser stürmischen Zeit zu retten: die Andacht zur allerseligen Jungfrau Maria und der häufige Empfang der heiligen Kommunion. Tun wir unser Bestes, um diese beiden Mittel selbst zu gebrauchen, aber auch zu erreichen, dass sie überall und von allen angewandt werden.“[145]

1917, als er in Rom Theologie studierte, wurde der große, heilige polnische Franziskaner Maximilian Maria Kolbe Zeuge einer satanistischen Prozession, die die Freimaurer des Großorients anlässlich ihrer 200-Jahrfeier zum Petersplatz veranstalteten. Die Logenbrüder trugen dabei ein Banner mit der Aufschrift „Satan muss im Vatikan regieren und der Papst sein Sklave sein“, das den Erzengel Michael in Umkehrung der christlichen Ikonografie am Boden zu Füßen des Dämons zeigte. Dazu sangen sie die Satanshymne Carduccis. Erschüttert von dem blasphemischen Spektakel beschloss Kolbe, zusammen mit sechs Mitbrüdern, gegen den „Kampfbund Satans“, wie er die Freimaurerei nannte, die marianische „Ritterschaft der Immaculata“ ins Leben zu rufen und speziell die Verehrung der „wundertätigen Medaille“ der hl. Katharina Labouré zu verbreiten.[146] Zudem empfahl er, täglich zur Gottesmutter für die Bekehrung der Freimaurer zu beten:
„O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu Dir nehmen, und für alle, die ihre Zuflucht nicht zu Dir nehmen, besonders für die Freimaurer und für alle Dir Anempfohlenen”.[147]

Im gleichen Jahr, 1917, empfahl uns die Gottesmutter in Fatima den Rosenkranz als mächtige Waffe gegen alle Mächte der Finsternis. Wenn wir Katholiken auf die Gottesmutter und die hl. Eucharistie vertrauen, hat die Freimaurerei keine Chance. Denn nach wie vor gilt das Versprechen Jesu des „non praevalebunt“: dass selbst „die Pforten der Unterwelt“ Seine Kirche „nicht überwältigen“[148] werden.



 
 
[1] A.S.V., Arch. Nunz. Monaco d.B. 342, Fasc. 13, p. 95 rv-96
[2] Becker-Huberti, Manfred/Finger, Heinz: Kölns Bischöfe von Maternus bis Meisner, Köln 2013, S. 245ff.; Lätzel, Martin: Die katholische Kirche im Ersten Weltkrieg, Regensburg 2014, S. 37 f.; Hesemann, Michael: Völkermord an den Armeniern, München 2015, S. 38 f,
[3] Machtan, Lothar: Kaisersturz, Darmstadt 2018, S. 187 ff.
[4] Ebd., S. 255
[5] Wilhelm von Baden war u.a. Großmeister der Großloge von Preußen „Zur Freundschaft“, siehe Wichtl, Friedrich/Schneider, Robert: Weltfreimaurerei, Weltrevolution, Weltrepublik, München-Berlin 1936, S. 238 f.
[6] Ebd., S. 50
[7] Ebd., S. 11
[8] Lennhoff, Eugen/Posner, Oskar: Internationales Freimaurer-Lexikon, Wien 1932, S. 623
[9] Ebd., S. 66
[10] Ebd., S. 336 ff.
[11] „Der Maurer ist als Maurer verpflichtet, dem Sittengesetz zu gehorchen; und wenn er die Kunst recht versteht, wird er weder ein engstirniger Gottesleugner, noch ein bindungsloser Freigeist sein. In alten Zeiten waren die Maurer in jedem Land zwar verpflichtet, der Religion anzugehören, die in ihrem Lande oder Volke galt, heute jedoch hält man es für ratsamer, sie nur zu der Religion zu verpflichten, in der alle Menschen übereinstimmen, und jedem seine besonderen Überzeugungen selbst zu belassen. Sie sollen also gute und redliche Männer sein, von Ehre und Anstand, ohne Rücksicht auf ihr Bekenntnis oder darauf, welche Überzeugungen sie sonst vertreten mögen. So wird die Freimaurerei zu einer Stätte der Einigung und zu einem Mittel, wahre Freundschaft unter Menschen zu stiften, die einander sonst ständig fremd geblieben wären.
Sollte nun ein Bruder zum Rebellen gegen die Staatsgewalt werden, so darf man ihn in seiner aufrührerischen Haltung nicht bestärken, wie sehr man ihn auch als einen unglücklichen Mann bemitleiden mag. Obwohl die Bruderschaft in Treue zum Gesetz seine Empörung ablehnen soll und muss und der bestehenden Regierung keinen Anlass und Grund zu politischer Verdächtigung geben darf, kann sie ihn, wenn er keines anderen Verbrechens überführt ist, nicht aus der Loge ausschließen; seine Bindung an sie bleibt unauflöslich.
Als Maurer gehören wir nur der allgemeinen Religion an, von der schon die Rede war. Unter uns findet man alle Völker, Zungen, Stämme und Sprachen; wir wenden uns entschieden gegen alle politischen Auseinandersetzungen, die noch niemals zum Wohle der Loge beigetragen haben und es auch niemals tun werden. Diese Pflicht wurde schon immer streng eingeschärft und befolgt, besonders aber seit der Reformation in Britannien oder seit dem Abfall und der Trennung unserer Nationen von der Gemeinschaft mit Rom.
Mit Worten und in eurem Auftreten sollt ihr vorsichtig sein, so daß auch der scharfsinnigste Fremde nicht ausfindig machen kann, was sich zur Weitergabe nicht eignet; manchmal müsst ihr auch einem Gespräch eine andere Richtung geben und es geschickt zum Besten der ehrwürdigen Bruderschaft führen. Vor allem sollt ihr eure Angehörigen, Bekannte und Nachbarn nichts von dem wissen lassen, was die Loge angeht, sondern – aus Gründen, die hier nicht erwähnt zu werden brauchen - euch verantwortlich fühlen für eure eigene Ehre und die der alten Bruderschaft.“ Zit. n. https://www.freimaurerei-kaiserslautern.de/uber-die-freimaurerei/
[12] https://freimaurer-wiki.de/index.php/Cooke-Manuskript: „(Sein Sohn) Edwin liebte sehr die Geometrie und befliß sich eifrig, jene Wissenschaft zu lernen, und er wünschte auch die Übung in derselben zu haben, deshalb berief er die besten Maurer, die im Königreiche waren, denn er wußte wohl, daß sie am besten von allen Zünften im Königreiche die Übung in der Geometrie hatten, und er lernte von ihnen die Maurerkunst und begünstigte und liebte sie sehr, und er nahm auf sich die Pflichten und lernte die Gebräuche, und später, wegen der Liebe, die er zur Kunst hatte, und wegen der guten Grundlage, in der sie gefunden wurde, erwarb er einen Freibrief vom Könige, seinem Vater, daß sie solche Freiheit haben sollten, Verbesserungen unter sich vorzunehmen, und daß sie eine Besprechung zusammen haben könnten, solche Dinge, die verkehrt wären, unter sich gut zu machen; und sie machten eine große Zusammenkunft von Maurern, sich in York zu versammeln, wo er selbst war, und er ließ die alten Maurer des Königreichs zu der Zusammenkunft berufen und befahl ihnen, ihm alle Abschriften der alten Bücher der Zunft, die sie hätten, zu bringen; nach diesen Büchern entwarfen sie die Pflichten nach dem Rat der klügsten Maurer, welche dort waren; er befahl, daß diese Pflichten beobachtet und gehalten werden sollten, und verordnete, daß solche Zusammenkunft eine Versammlung genannt werden sollte, und er verordnete für sie guten Lohn, daß sie anständig leben könnten.“
[13] Knoop, Douglas/Jones, G.P.: A Short History of Freemasonry to 1730, London 1940, S. 10 ff.
[14] „1. The first Charge is that you be true man to God, and the Holy Church, and that you use neither error nor heresy, according to your own understanding, and to discreet and wise-men's teaching.
2. You shall be true liegemen to the King of England without any treason or falsehood, and if you know of any that you amend it privily, if you may, or else warn the King and his Council of it by declaring it to his officers…”: zit. n. http://www.thefleece.org/watson.html
[15] Richard Goulet: Hermetica. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques. Bd. 3, Paris 2000, S. 641 ff.
[16] Beer, Theobald: Der fröhliche Wechsel und Streit, Grundzüge der Theologie Martin Luthers, Einsiedeln 1980
[17] Lamprecht, Harald: Neue Rosenkreuzer, Göttingen 2004, S. 19 ff. 
[18] Lennhoff/Posner 1032, S. 1334 f.
[19] Ebd., S. 290 f.
[20] Ebd., S. 115
[21] Ebd., S. 79
[22] Ebd., S. 85
[23] Ebd., S. 1058 f. und http://freemasonry.bcy.ca/texts/moray_r.html
[24] Lennhoff/Posner 1932, S. 1387
[25] Ebd., S. 45 ff.
[26] Wichtl/Schneider 1936, S. 23
[27] http://freimaurer.org/
[30] Wichtl/Schneider 1936, S. 41 ff.
[31] In seinem „Lehrlingskatechismus“, zit. n. ebd., S, 48
[32] Ebd., S. 53 ff.
[34] Zit. n. Wichtl/Schneider 1936, S. 54 f.
[35] So bei der Großen Schwedischen Landesloge lt. Latomia, 1869, S. 46 ff.
[36] Zit. n. Wichtl/Schneider 1936, S. 58
[37] Zit. n. Grandt 2007, S. 36
[38] Zit. n. ebd.
[39] Ebd.
[40] Gruber SJ, P. Hermann: Mazzini, Freimaurerei und Weltrevolution, Regensburg 1901, S. 61
[41] Wichtl/Schneider 1936, S. 34 f.
[42] Lerich, Konrad: Der Tempel der Freimaurer, Leipzig 1874, S. 150
[43] Pike, Albert: Moral and Dogma, Charleston 1871
[44] Nach einer leider anonymen Internet-Quelle:
4° Triumph – Geheimer Meister: Geburt eines neuen Gewissens. 9 Monate nach dem Tag der Empfängnis, tritt die Seele in den menschlichen Leib ein: Das menschliche Gewissen bedeutet Trieben zu folgen.
5° Schönheit – Vollkommener Meister: Kult der Vergöttlichung der menschlichen Seele, als göttlicher Funke der Ersten Ursache. Die Materie ist ewig; es gibt einen bösen Gott: den der Christen.
6° Gerechtigkeit – Geheimer Sekretär: Ausdehnung der menschlichen Seele auf die gesamte Menschheit. Die menschliche Seele ist eine Teil-Offenbarung der Weltseele, die sich durch die Unermeßlichkeit offenbart.
7° Barmherzigkeit – Vorsteher und Richter: Ergänzung. Die wahre Kunst ist die Führung der Seelen; das ist der geheimnisvolle Schlüssel, um den Glauben und die Religion zu bekämpfen und die Feinde zu vernichten.
8° Verstand – Intendant der Bauten: Krieg dem Heiligen Glauben, der der Vernunft schadet. Korruption der Vernunft. Der Freimauer bekommt den Zulass zur Errichtung des neuen Tempels.
9° Weisheit – Auserwählter der 9: Eroberung der Religion. Der Kandidat ersticht die Puppe, welche die Religion symbolisiert. Die freimaurerische Weisheit erhellt aus ihrer Vorsicht bei der Rache und ihrer Beharrlichkeit im Verfolgen ihres Ziels.
10° Krone – Auserwählter der 15: Endsieg über die Feinde. Der Kandidat erhält die Krone, wenn er nach der Puppe der Religion auch die Puppen „das Gesetz“ und „das Eigentum“ erdolcht.
11° Ensoph – Auserwählter Ritter: DER GOTTLOSE MENSCH, Gipfel des freimaurerischen Vollkommenen Volkes. Der menschliche Verstand ist selbst göttlich und damit unabhängig von jeder Obrigkeit; er ist souverän: aus dem rauen Stein ist der kubische Stein geworden, d.h. der Vollkommene Freimaurer. Der Mensch ist sich selbst Gott! So erfüllt der Mensch seine Pflichten gegenüber sich selbst
Die erste Serie von 11 Graden der 33 Grade der Freimaurerei des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus dient dazu, die „abscheuliche Katholische Tugend“ durch den „Mensch-Gott“ zu bekämpfen.
12° Reich – Großer Meister-Architekt: Einberufung. Aus dem Reich, bestehend aus dem Vollkommenen Volk der Freimaurer der ersten Serie von 11 Graden, muss das Priestervolk oder Volk der Leviten hervorgehen. Mystische Eintracht mit Luzifer, auch G.A.D.U. genannt.
13° Grundstein – Königlicher Bogen: Ursprung des neuen Priesters. Freiheit für die freimaurerische Lehre.
14° Ruhm – Vollkommener Maurer: Gewissensfreiheit.
15° Triumph – Ritter des Ostens: Geburt der Seele eines neuen Priesters. Befreiung des Geistes von jeder göttlichen Autorität, crea der Meister, vollkommener Stein geworden; er ist der Vergöttlichte Mensch. Der Kandidat stellt die Zweite HEILIGE TRINITÄT dar. Meinungsfreiheit.
16° Schönheit – Meister von Jerusalem: Kult des Neuen Tempel. Die universelle freimaurerische Republik ist auf einem interreligiösen und multiethnischen Staat begründet.
17° Gerechtigkeit – Ritter von Osten und Westen: Freimaurerische Unterwanderung der Kirchlichen Hierarchie und deren Verderbung.
18° Barmherzigkeit – Ritter vom Rosenkreuz: Ergänzung des freimaurerischen Anti-Christentums. Der Ritter vom Rosenkreuz muss das Opfer Christus in der Heiligen Messe bestreiten.
19° Vernunft – Großer Hohepriester: Absolute Freiheit der Lehre, damit die Menschen zur wissenschaftlichen, philosophischen, gnoseologischen Religion geführt werden.
20° Weisheit – Ehrwürdiger Großmeister: Eroberung. Beseitigung jeder Form von christlichem Obskurantismus, Vorbedingung für die Herrschaft des nächsten Grades.
21° Krone – Noachitischer Groß-Patriarch: Das Papst-Kaisertum.
22° Ensoph – Ritter der Königlichen Axt:: DER MENSCH-HOHEPRIESTER, Gipfel des freimaurerischen Priestervolkes. Der König-Hohepriester, Anbeter und Opferpriester Luzifers. Der Freimaurer wird Hoherpriester und aufgefordert, jene Lehren zu verbreiten, in die er eingeweiht wurde. Der Mensch ist sich selbst Hoherpriester! So erfüllt er seine Pflichten gegenüber dem Nächsten.
Die zweite Serie von 11 Graden der 33 Grade der Freimaurerei des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus dient dazu, die „schmutzige Katholische Moral“ durch den „Mensch-Hohenpriester“ zu bekämpfen.
DIE DRITTE SERIE VON 11 GRADEN dient dazu, die „schuldbeladene Katholische Autorität“ durch den „Mensch-König“ zu bekämpfen.
23° Reich – Oberhaupt des Tabernakels: Aus dem Priestervolk des 2° soll das Königs-Volk für die freimaurerische Regierung entstehen, dessen politisches Ziel die Kriegserklärung an die Religion und deren geschickte Ausrottung ist.
24° Grundstein – Fürst des Tabernakels:: Ursprung eines neuen Luzifers.  Der Freimaurer vollführt die Akte des Glaubens, der Unterwerfung und der Anbetung.
25° Ruhm – Ritter der Schlange:  Der Kult des Schlangengottes: Satan nimmt den Platz Christi am Kreuz ein, als Erlöser des Menschen.
26° Triumph – Trinitarier: Geburt eines neuen Luzifers, der in die drei Sphären der Intelligenz, des Bewußtseins und der Vernunft eingeht, die den politischen, sozialen und materiellen Bedürfnissen der Menschheit entsprechen.
27° Schönheit – Oberbefehlshaber des Tempels: Kult des blinden Gehorsams unter der Ordenshierarchie als Voraussetzung für den Aufbau der freimaurerischen Regierung. Politische Freiheit des neuen Luzifer.
28° Gerechtigkeit – Fürstlicher Adept: Das große Geheimnis wird offenbart: das Schauspiel der Natur und ihre Vernunft als einzige Glaubensnorm. Es folgen die sexuelle Freizügigkeit und die schwarze Magie.
29° Barmherzigkeit – Schottischer Ritter:  Gehorsam dem Obersten Meister, dem Gotte Baphomet und Einverleibung in das Reich des Satan.
30° Vernunft – Ritter Kadosch: Offener Krieg gegen Gott. Der Kandidat bringt duftenden Weihrauch dar und ruft: “Rache, Adonai“!
31° Weisheit – Groß-Inquisitor: Eroberung. Höchste richterliche Gewalt des Ordens. Schwur gegenüber der freimaurerischen Autorität und Entbindung von jedem anderen in der Vergangenheit geleisteten Eid gegenüber dem Vaterland und den Gesetzen.
32° Krone – Fürst des Königlichen Geheimnisses: Höchste Exekutivgewalt des Ordens. Die freimaurerische Autorität gegen die Kirche Christi, triumphiert durch die Errichtung des Neuen Babylonischen Turms.
33° Ensoph – General-Groß-Inspektor: DER MENSCH-KÖNIG, der Mensch gegen Gott, Gipfel des Königs-Volks. Dieser Grad ist der des Papst-Kaisers des freimaurerischen Cäsaropapismus. Der Doppelwahlspruch dieses Grades ist Ordo ab chao und Deus meumque jus. Der Mensch ist sich selbst König! So erfüllt der Mensch seine Pflichten Gott gegenüber!
Aus den Brüdern des 33. Grades wird der Oberste Rat, das „supreme Conseil“, gebildet. Er ist die höchste Instanz der FM eines Landes. Die Hochgradfreimaurer sind ihm gegenüber zum Gehorsam verpflichtet.
[45] Jäger, Lorenz: Hinter dem Großen Orient, Wien 2010, S. 80 f.
[46] Donatien Alphonse Francois Marquis de Sade: Die Geschichte der Juliette oder das Gedeihen des Lasters, Frankfurt 1972, S. 203
[47] „Satzungen für die holländischen Brüder“, zit. n. Lennhoff/Posner 1932, S. 532
[48] Lennhoff/Posner 1932, S. 1300
[49] http://www.internetloge.de/arst/lessing.htm
[50] Zit. n. https://www.freimaurer-wiki.de/index.php/Traktat:_Sind_wir_Anw%C3%A4lte_der_Freiheit%3F; siehe auch Adler, Manfred: Die antichristliche Revolution der Freimaurerei, Jestetten 2002 (5), S. 69 f.
[51] https://www.inhaltsangabe.de/lessing/nathan-der-weise/
[52] Zit. n. Gruber 1901, S. 71
[53] Stotzingen, K. von: Die Freimaurer und ihre Weltanschauung, München 1929, S. 21
[54] Adler 2002, S. 93
[55] Lenhoff/Posner 1932, S. 1300 ff.
[56] Gen 3, 4-5
[57] G.M. Pachtler, SJ +1889, zit. n. Adler, Manfred: Kirche und Loge, Jestetten 1981, S. 14
[58] Statuten der italienischen Freimaurerei vom 5. Mai 1864, Art. 7, zit. n. Adler 1981, S. 20
[59] https://www.nobelprize.org/prizes/literature/1906/carducci/biographical/
[60] Lennhoff/Posner 1932, S.257
[61] https://lyricstranslate.com/de/giosu%C3%A8-carducci-inno-satana-lyrics.html
Nur drei Verse seien hier exemplarisch zitiert:
https://lyricstranslate.com/de/giosu%C3%A8-carducci-inno-satana-lyrics.html
 
Sol vive Satana.
Ei tien l’impero
Nel lampo tremulo
D’un occhio nero,
(…)
E splendi e folgora
Di fiamme cinto;
Materia, inalzati:
Satana ha vinto.
(…)
Sacri a te salgano
Gl’incensi e i vóti!
Hai vinto il Geova
De i sacerdoti.”
 
.
[62] http://www.papalencyclicals.net/Clem12/c12inemengl.htm; siehe auch Schrefler, Harald: Der Papst und die Freimaurer, Innsbruck 2010, S. 68 ff.
[64] Schrefler 2010, S. 67 sowie S. 299 ff.
[65] Ebd., S. 78
[67] http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_19831126_declaration-masonic_ge.html  - Vgl. Schrefler 2010, S. 158 f.
[68] Pike, Albert: The Inner Sanctuary, Part IV, The Book of the Holy House, Charleston 1867, S.547, zit. n. Wichtl Friedrich: Weltfreimaurerei, Weltrevolution, Weltrepublik, München 1919, S. 81
[69] Kelet, 9-10/XXIII, 1911; zit. n. Wichtl/Schneider, München 1936, S. 170 f.
[70] Zit. n. Wichtl/Schneider, München 1936, S. 195
[71] Grandt, Guido: Schwarzbuch Freimaurerei, Rottenburg 2007, S. 79
[72] Zit. n. Adler, Manfred: Die Freimaurer und der Vatikan, Durach 2006, S. 136
[73] Zit. n. Grandt 2007, S. 82
[74] Zit. n. ebd., S. 79
[75] Ebd., S. 81
[76] Zit. n. ebd., S. 82
[77] https://freimaurer-wiki.de/index.php/Voltaire
[78] Dillon, Msgr. George F.: Grand Orient Freemasonry Unmasked, Westminster 1950, S. 34
[79] Ebd.
[80] Strunz, Franz: Voltaires Tod In: Aufklärung und Kritik 1/2000 (S. 116 ff.)
[81] Adler 2002, S. 22
[82] Zit. n., Adler 2002, S. 23
[83] Zit. n. ebd.
[84] Zit. n. ebd.
[85] Grandt 2007, S. 154
[86] Ebd., S. 155
[87] Lessing, Gottfried Ephraim: Ernst und Falk – Gespräche für Freimaurer, Hamburg 1981, S. 68
[88] Grandt 2007, S. 159
[89] Ebd.
[90] Zit. n. Graichen, Gisela/Hesse, Alexander: Geheimbünde, Reinbek 2015 (unpaginiert)
[91] Gretzel, Doris: Französische Revolution und Religion. Von der Verfolgung zur Entchristianisierung, Wien 2002,
https://www.univie.ac.at/igl.geschichte/europa/FR/Gretzel/Druckversion.htm; Vovelle, Michel: The Revolution against the Church, Columbus 1991; Adler 2002, S. 24 ff.
[92] Zit. n. Grandt 2007. S. 165
[93] https://de.wikipedia.org/wiki/Ah!_%C3%87a_ira
[94] Grandt 2007, S. 170
[95] https://www.welt.de/welt_print/article2168373/Die-dunkle-Seite-der-Revolution.html
[96] https://www.spiegel.de/spiegel/spiegelgeschichte/d-68812749.html; siehe auch Adler 2002, S. 30 f. und Vovelle 1991, S. 98 ff.
[97] Ebd.
[98] Lüthold, Ida: Die Märtyrinnen von Compiègne, München 1966
[99] Pike, Albert, Moral & Dogma, Charleston 5632 (1871), Kap. 30 (unpaginiert)
[100] Gruber SJ, P. Hermann: Mazzini, Freimaurerei und Weltrevolution, Regensburg 1901, S. 40
[101] Ebd., S. 44 f.
[102] Wichtl/Schneider 1936, S. 125 f.
[103] Lennhoff/Posner 1932, S. 553 ff.
[105] Gruber 1901, S. 63
[106] Hales, E.E.Y.: Papst Pius IX., Graz 1957, S. 444
[107] Laut dem Onkel von Papst Pius XII., Comm. Pietro Pacelli, wurde in der ehemaligen Hauskapelle des Palazzo Borghese ein Satans-Altar mit einem Abbild Luzifers aufgestellt, das darin auf sakrilegische Weise verehrt wurde, siehe: Gruber SJ, P. Hermann: Leo Taxil’s Palladismus-Roman oder die „Enthüllungen“ Dr. „Batailles“, Margiottas und „Miss Vaughans“ über Freimaurerei und Satanismus kritisch betrachtet, Berlin 1897, Bd. 2, S. 166
[108] Gruber 1901, S. 54
[109] Zit. n. Ebd., S. 78
[110] Zit. n. Ebd., S. 80
[111] Zit. n. Ebd., S. 82 f.
[112] Zit. n. Ebd., S. 55 f.
[113] Ebd., S. 57
[114] Wichtl/Schneider 1936, S. 144
[115] Ebd., S. 140
[116] Ebd., S. 143
[117] Ebd., S. 145
[118] Czernin, Ottokar Graf: Im Weltkriege, Wien 1919 (2), S. 58
[119] Heise, Karl: Entente-Freimaurerei und Weltkrieg, Basel 1920, S., 76
[120] Wichtl/Schneider 1936, S. 150
[121] Siehe Clark, Christopher: Die Schlafwandler, München 2014
[122] Wichtl/Schneider 1936, S. 152; vgl. Hasselbacher, Friedrich: Entlarvte Freimaurerei, München 1938, S. 45
[123] Kohler, Josef: Der Prozeß gegen die Attentäter von Sarajevo, Berlin 1918; zit. n. Wichtl/Schneider 1926, S. 158
[124] Wichtl/Schneider 1936, S. 210 f.
[125] Vgl. Barth, Boris et. al.: Matthias Erzberger – Ein Demokrat in Zeiten des Hasses, Karlsruhe 2013
[126] A.S.V., Arch. Nunz. Monaco 298, Fasc. 1_21, p. 312
[127] A.S.V., Arch. Nunz. Monaco 298, Fasc. 1_21, p. 316-17
[128] A,S,V., Arch. Nunz. Monaco 391, Fasc. 4. p. 2
[129] A.S.V., Arch. Nunz. Monaco 391, Fasc. 4. p. 3-5
[130] A.S.V., Arch. Nunz. Monaco 391, Fasc. 4. p. 7-10
[131] Ebd.
[132] A.S.V., Arch. Nunz. Monaco 336, Fasc. 2, S. 24r – 27v
[133] A.S.V., Arch. Nunz. Monaco 336, Fasc. 2, S. 55 f.
[134] A.S.V., Arch. Nunz. Monaco 336, Fasc. 2, S. 24r – 27v
[135] Ebd.
[136] Zit. n. Graber, Rudolf: Athanasius und die Kirche unserer Zeit, Abensberg 1973, S. 41
[137] Ebd., S. 41 f.
[138] Vennari, Johnb: Die Ständige Anweisung der Alta Vendita, Jaidhof 2000, S. 14 ff.
[139] Zit.n. Graber 1973, S. 40
[140] Zit. n. Adler 2002, S. 100 f.
[141] Konferenz von Washington 1912, Zit. n.ebd., S. 104
[142] Hauptkonvent aller Logen in Neapel, 11.6.1879, zit. n. ebd., S. 112
[143] http://www.freimaurerei.de/rede-von-hans-kueng.html
[144] Pfr. Manfred Adler, Die antichristliche Revolution der Freimaurerei, Jestetten 2002 (5), S. 117
[145] Giovanni Don Bosco, 30. Mai 1862; zit. N. http://kath-zdw.ch/maria/Don_Bosco_Verfolgung_der_Kirche_in_der_Endzeit.html
[148] Mt. 16,18